ZEIT-Reportage zur Darmstädter Ausländerbehörde: „Der schlimmste Ort aller Zeiten“

Die Zustände in der Darmstädter Ausländerbehörde bleiben erschreckend. Unzureichende Erreichbarkeit und ewige Wartezeiten waren die Norm. Über Monate auf Rückmeldungen zu warten, war die Regel. Für etliche Menschen, übersetzte sich das in existenzgefährdende Situationen. Etwa wenn Aufenthaltstitel nicht fristgerecht verlängert werden können und Zugänge zum Arbeits- und Wohnungsmarkt oder Sozialleistung plötzlich erlöschen.

Diese „Missstände“ erkannte selbst Oberbürgermeister Jochen Partsch und gelobte Besserung. Im Frühjahr 2023 folgte dann endlich eine Aufstockung des Personals um zwölf Stellen, der zuständige Dezernent Paul Georg Wandrey (CDU) versprach zudem auch eine Neuaufstellung der Arbeitsabläufe, um dem Chaos Einhalt zu gebieten. Hierzu wurde im Sommer 2021 eine Beratungsfirma für Prozessoptimierung einbezogen.

Politisch wurde das Thema zuletzt im Februar 2023 aufgegriffen. Auf eine Kleine Anfrage des Stadtverordneten Kevin Trah-Bente (SPD) antwortete Dezernent Paul Georg Wandrey unter anderem, dass „weniger als 1.000“ Personen auf einen Termin warten und nur sechs der zwölf neuen Stellen besetzt worden seien (Stand: Februar 2023). Angesammelte E-Mails werden „mit Unterstützung von Zeitarbeitskräften abgearbeitet“, so Wandrey, der zugibt, dass die Vergabe eines Termins „noch mehrere Wochen dauern“ kann, wenn kein Notfall vorliege.

Über die unzumutbaren Verhältnisse berichtete wiederholt die Presse. Aufsehen erregte auch ein Protestbrief der TU Darmstadt sowie der Studierendenvertretung. Dieser berichtete explizit vor existenzgefährdenden Zuständen für internationale Studierende in unserer Stadt.

Aktuell spiegelt eine Reportage der Wochenzeitung DIE ZEIT die Zustände in der Behörde, die mittlerweile im neuen Service-Center im Luisencenter zu finden ist, eindrucksvoll wider. In „Der schlimmste Ort aller Zeiten“ kommen nicht nur Bürger:innen und Kund:innen der Ausländerbehörde zu Wort. Der Artikel liefert auch Einblicke in die Situation der Beschäftigten, die hier unter immensem Druck arbeiten. Ebenso ist von der Herausforderung zu lesen, als Kommune qualifiziertes Personal für diesen Job im „Zentrum der Überforderung“ zu gewinnen.

Am Ende bleibt das erschreckende Zeugnis einer Kapitulation. Die Ohnmacht kommentiert Bernd Simon, neuer Leiter der Ausländerbehörde, mit der rhetorischen Frage: „Welcher Beatme will hinter den Schalter einer Ausländerbehörde, wenn er auch zum Standesamt kann?“

Die Reportage findet Ihr unter diesem Link. Die Freischaltung über ein Probe-Abo kostet nur 1 Euro.

https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-05/darmstadt-auslaenderbehoerde-amt-untaetigkeit