Hier ein Überblick über die vergangenen, mittlerweile fast 20 Jahre Uffbasse:
Oberbürgermeisterwahl 1993
1993 – die legendäre Oberbürgermeisterwahl in Darmstadt, bei der es sich ein kleiner alternativer Haufen wagte, einen Punk in das Rennen um den obersten repräsentativen Posten der Stadt zu senden: Jörg Dillmann. Jörg kam, sah und siegte. 3,9 Prozent der Stimmen gehörten ihm, daneben warf seine Kandidatur in den Medien große Wellen. Große Überraschung bei vielen Leuten, dass jemand, der von Kopf bis Fuß tätowiert ist, etwas zu sagen hat und klar denken kann.
2001- Kommunalwahlen
2001 – durch eine Änderung des Kommunalwahlgesetzes und den Wegfall der Fünf-Prozent-Klausel ergab sich für uns die Möglichkeit, uns als Wählervereinigung zur Wahl zu stellen und zu zeigen: Wir können noch viel mehr als nur eine Protestkandidatur als Oberbürgermeister hinlegen. Viele belächelten unser Engagement und uns, aber der Erfolg gab uns Recht:
Wir traten an mit 23 Personen und bekamen bei der Wahl 2,1 Prozent und zwei Sitze im Parlament.
Jörg, Tim und Basti
Unsere ersten Vertreter im Parlament waren Jörg Dillmann und Tim Beckmann. Die beiden hatten die schwierige Aufgabe, sich in dem Gewirr von parlamentarischen Ausschüssen, Regeln, Verordnungen u.ä. zurechtzufinden und haben diese Arbeit mit Bravour erledigt. Nach ca. 1,5 Jahren rückte Sebastian Brückner (Basti) ins Stadtparlament nach und Tim trat zurück, da er die Parlamentsarbeit zeitlich nicht mehr unterbrachte.
Landtagswahl 2003
Um auch mal andere Uffbasser bekannt zu machen, schickten wir Basti und Rayko ins Rennen, die wackere 2,7 Prozent erreichten.
Jörg und Kerstin
Leider hatte Basti aufgrund seiner zunehmenden Reisetätigkeit als Tätowierer auch immer weniger Zeit, so dass im Sommer 2004 Kerstin Lau für ihn nachrückte. In der Konstellation Dillmann/Lau arbeitete man dann erfolgreich bis 2005 zusammen.
2. Oberbürgermeisterwahl 2005
Am 6.3.2005 war erneut OB-Wahl in Darmstadt. Wer hätte besser die Uffbasse-Fahnen hochhalten können, als Jörg, der diesmal als Jödi-Ritter in den Kampf zog und immerhin 6,3 Prozent der Stimmen erhielt.
Jürgen
Nach der Sommerpause 2005 wurde unsere Mini-Fraktion dann um Jürgen Barth erweitert, der nach 25 jähriger Mitgliedschaft bei den Grünen zu uns überwanderte. Die Grünen wollten ihn gerne rausschmeißen, weil er sich in 25 Jahren zweimal ihrem Fraktionszwang widersetzt hatte: Einmal bei der Entscheidung um die Lage des Cafe Sentral und das zweite Mal als es darum ging, das Jugendkulturzentrum Oetinger Villa umzusiedeln, um Platz zu machen für das Polen Institut. Jürgen kam dem Rauswurf zuvor und ging zu uns, wo er mit offenen Armen empfangen wurde.
Macht
Mit dem Wechsel Jürgens von den Grünen zu uns waren wir auf einmal das Zünglein an der Waage geworden, die Koalition, die nur eine Stimme Mehrheit gehabt hatte, war auf einmal darauf angewiesen, dass entweder wir oder andere Fraktionen aus der Opposition mit Ihnen stimmten. Dies machte die Parlamentarische Arbeit für die Opposition bis zu den Wahlen 2006 sehr produktiv, da man unsere Meinung endlich einmal hören musste. Kompromisse wurden geschlossen, die Stimmung war offen und konstruktiv, zumindest uns gegenüber. Es wird wahrgenommen, dass wir mit der uns gegebenen Macht sehr verantwortungsvoll umgehen und keine Blockadepolitik betreiben.
Kommunalwahlen 2006
Ende 2005 stand die Entscheidung an, ob wir bei den Stadtparlamentswahlen im März 2006 noch einmal kandidieren wollen. Unsere drei “Frontkämpfer” waren alle etwas müde, der Zeitaufwand für die parlamentarische Arbeit nimmt viel Lebensqualität und viele schöne private Aktivitäten kommen zu kurz; andererseits war das Gefühl in der Gruppe gut und produktiv, so dass wir beschlossen, uns noch einmal zur Wahl zur stellen.
26. März 2006 – Tag der Kommunalwahl: Wie immer bei den Wahlen veranstalten wir eine Alternativ Wahl-Party in der Krone, weil wir keine Lust haben mit den anderen in der Centralstation rumzuhängen. Unser Balken wächst und wächst bei der Auszählung und stoppt bei 6,3 Prozent. Das sind insgesamt 5 Sitze im Parlament und ein ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat, viel mehr als erwartet!
Nach der Kommunalwahl 2006
Nach der Kommunalwahl brach das Inferno über uns herein. Wir waren auf einmal potentielle Koalitionspartner. Eine Große Koalition mit der CDU ist unerwünscht in Darmstadt, die FDP lag politisch zunächst weiter weg als wir. Für uns war das ideale Regierungsmodell, dass auch das Wahlverhalten der Bevölkerung gespiegelt hätte, das Regieren mit wechselnden Mehrheiten. Für diesen Vorschlag, der zugegebenermaßen etwas anstrengender aber dafür umso demokratischer ist, mussten wir uns von OB Hoffmann nachsagen lassen, wir wollten Sandkastenspiele machen. Auch die Grünen wollten lieber alles festmachen, so dass nach Koalitionspartnern gesucht wurde. Gesprochen wurde mit FDP und Uffbasse. Ein erstes gemeinsames Gespräch hinterließ einen bitteren Nachgeschmack, von irgendwelchen Quellen wurden Einzelheiten an die Presse gegeben, die was uns betrifft alles im finstersten Licht erscheinen ließ. Die Gespräche ruhten. Nachdem die FDP erstmal NEIN gesagt hatte, kam man wieder auf uns zu. Für uns jedoch war klar, dass wir uns nie einem Fraktionszwang beugen würden. Trotzdem wollten wir konstruktiv mitarbeiten und stimmten einem Tolerierungsmodell zu, sofern einige unserer Ziele im Haushalt umgesetzt werden würden.
Die Darmstädter Dolchstoßlegende
Dann kam die erste Stadtverordnetenversammlung, in der auch die Wahl des Stadtverordnetenvorstehers anstand. Zur Wahl standen Sabine Seidler (SPD) und Wolfgang Gehrke (CDU). Der Stadtverordnetenvorsteher lädt zu den Sitzungen, hat das Hausrecht und sorgt für die Umsetzung der Hessischen Gemeindeordnung. Ein repräsentativer, überparteiischer Posten also. Traditionell steht die Stelle der größten Oppositionspartei zu, sozusagen um für Ausgleich zu sorgen. Nach den Wahlen forderte jedoch die SPD trotzdem den Posten für sich. Wir konnten uns nur schwer entscheiden zwischen den beiden, deshalb einigten wir uns auf keinen Kandidaten und jeder stimmte ab, wie er wollte. Dies führte dazu, dass es drei Wahldurchgänge gab, bei denen keiner der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit erzielen konnte, da wir uns zum überwiegenden Teil enthielten. Nach den Wahlgängen bestand immer noch die Möglichkeit, die Kandidatur zurückziehen, dies wurde in der SPD für Frau Seidler wohl auch kurz erörtert, dann aber auf Anweisung von höherer Stelle nicht gemacht. Es kam zur Entscheidung durch Los. Wolfgang Gehrke hatte das Glück auf seiner Seite und wurde per Losentscheid Stadtverordnetenvorsteher. Wir haben vor der Wahl nie gesagt, dass wir Frau Seidler unterstützen und wenn sie von jemandem ins offene Messer gestoßen wurde dann nicht von uns, sondern von ihrer Fraktion.
Hier könnt Ihr Euch den dazugehörigen Bericht im HR-Fernsehen ansehen.
Nach der Stadtverordnetenvorsteherwahl
Nach der für die Koalition gescheiterten Wahl brachte sich schnell die FDP wieder ins Gespräch und man einigte sich schnell mit einem fetten Magistratsposten. Das Tagesgeschäft hielt wieder Einzug ins politische Geschehen. Das die FDP in der Koalition mit drin ist merkt man höchstens daran, dass wichtige Kritikpunkte die sie vorher noch angebracht hatten auf einmal nicht mehr von ihnen zur Sprache gebracht werden. Ansonsten lässt sich eigentlich nicht feststellen, dass sich die Darmstädter Politik in irgendeiner Form verändert hätte.
Und bei uns?
Bei uns geht alles so weiter wie bisher. Eine Politik der großen Töne und der Selbstbeweihräucherung ist nicht unsere Sache. Viele unserer Aktivitäten geraten nie an die große Öffentlichkeit und das ist auch okay so. Wichtige Mitglieder von uns sind gestorben, einige sind in andere Städte gezogen. Viele Mitstreiter, die uns von Anfang an begleitet haben, sind weniger aktiv geworden. Einige, weil sie müde sind von der ewigen Politmaschinerie, andere, weil sie anderen Verpflichtungen nachkommen müssen. Dafür sind neue Leute dazugekommen, die frische Ideen mitbringen. Diskutiert wird viel bei uns, aber immer fair und mit viel Verständnis für den anderen und dem Wunsch, zu verstehen. Verbunden sind wir immer noch in vielen Fällen durch Freundschaft, auf jeden Fall aber immer Sympathie füreinander. Wenn etwas ansteht, sind alle da. Und dieses Gefühl füreinander und die damit verbundene Freiheit des Einzelnen ist es vielleicht, was uns nach sechs Jahren parlamentarischer Politik immer noch von den anderen unterscheidet…
Nachtrag:
siehe den Beitrag “Kommentar zum Echo-Kommentar “Zerfall einer Fraktion” vom 4.1.2008
Unsere alte Homepage (Dez. 2000- Sept. 2007) findest du noch immer hier:
Alte Uffbasse WebSeite