Uffbasse – Antwort an Fuss e.V.

Uffbasse Antwort auf Schreiben und Forderungen FUSS e.V. – 24. Jan 2021

Sehr geehrte Vertreter*innen aller Zu-Fuß-Gehenden,
Sie beschreiben eine allgemeine Situation sowie einzelne besondere Problempunkte im Verkehr. Im Großen und Ganzen teilen wir Ihre Sicht und die Schilderung des Verhaltens von Verkehrsteilnehmer*innen – ohne diese jedoch abgegrenzt in verschiedene Gruppen zu betrachten.
Es gilt doch – je nach Situation fahren Menschen mit dem Auto oder mit dem Fahrrad oder gehen zu Fuß. So gesehen machen doch alle mehr oder weniger die gleichen Erfahrungen.
Wir glauben, dass sich viele Konfliktpunkte auflösen wenn alle im Verkehr mehr Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer*innen nehmen.
Bestrafung und Kontrolle können dies nicht ersetzen, allerhöchstens ein wenig unterstützen indem sie auf fehlerhaftes Verhalten aufmerksam machen. Für Ihre Forderungen #2 – mehr Polizeipräsenz, #3 – schärfere Kontrolle und #4 – härtere Sanktionierung werden wir uns daher nicht einsetzen. Statt zusätzliches Personal zur Ahndung von Fehlverhalten einzusetzen möchten wir eine stärkere Aufmerksamkeit bei Planung und Gestaltung des öffentlichen Verkehrsraumes insgesamt. Dabei betrachten wir alle Verkehrsteilnehmer*innen im Prinzip als gleichberechtigt und die verschiedenen Anforderungen als gleichwertig. Die Leitlinien des Runden Tisches Nahmobilität sind dabei für uns eine hilfreiche Basis.
Da historisch gesehen, das Auto eine dominierende Rolle hat besteht ein großer Nachhol­bedarf für alle anderen Verkehrs­teilnehmer*innen. Um den Rückstand aufzuholen werden wir uns dafür einsetzen, bei Planung und Realisierung von Verkehrsmaßnahmen mehr Aufmerksamkeit, Mittel und Personal dem Fuß- und Radverkehr zuzuordnen.
Einen Fußverkehrsbeauftragten (Forderung #1) halten wir für den falschen Schritt. In dieser Konsequenz würden sich dann Beauftragte für Fußverkehr, für Radverkehr und Autoverkehr um Ressourcen streiten. Wir halten es für besser, alle Fachleute, die an Verkehrsvorhaben beteiligt sind, derart zu qualifizieren dass sie die Belange aller Verkehrsteilnehmer*innen mitdenken und berücksichtigen.
Sie sind sich sicher ebenso wie wir darüber im Klaren, dass es in sehr vielen Fällen – ganz besonders bei bestehender Verkehrsinfrastruktur – schwierig ist, die technischen Vorgaben der ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen) und EFA (Empfehlungen für Fußgänger­verkehrs­anlagen) zu 100% umzusetzen. Nowendige Kompromisse setzen voraus, die Bedürfnisse der Anderen zu kennen und als solche zu akzeptieren.
Ergänzend verweisen wir auf das Kapitel Verkehr in unserem Wahlprogramm. Stadtweite Parkraumbewirtschaftung mit Reduzierung von Gehwegparkflächen, verkehrsfreie bzw. verkehrsberuhigte Zonen durch Quartiers­parkhäuser, verkehrsfreie Sonntage und vor allem auch mehr Focus auf Barrierefreiheit sind einige unserer Vorstellungen, die auch für Fußgehende Vorteile bringen.

Mit freundlichen Grüßen