Vibrationsarmer Belag für den Ernst-Ludwig-Platz

Ergänzungsantrag zur Magistratsvorlage, 2020/0188 Neugestaltung Ernst-Ludwig-Platz

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen, der Magistrat wird aufgefordert, bei der Neugestaltung des Ernst-Ludwig-Platzes dafür Sorge zu tragen, dass

  • die Platzfläche entweder vollständig mit einem vibrationsarmen Belag, der behinderten.-und seniorengerecht ist, erneuert wird (Punkt 14, Barrierefreiheit in Vorlage 2020/0188).
  • Oder wenigstens durch die Verlegung von Streifen mit einem vibrationsarmen Belag eine barrierefreie Durchquerung des Ernst Ludwigs Platzes zu ermöglichen.
  • Unabhängig davon, ob die oben genannte kleine oder die große Lösung gewählt wird, muss im Zuge der Baumaßnahme Ernst Ludwig Platz ein nicht nur barrierefreier, sondern auch vibrationsarmer Zugang von der Haltestelle Schloß in die Innenstadt geschaffen werden

Begründung:

In Darmstadt, wie in vielen Städten anderen Städten auch, wird beim Straßenbelag und Gehwegen sowie öffentlichen Plätzen oft Wert auf die Verbesserung der Optik in Richtung „Historisches Stadtbild“ gelegt. In diesem Zusammenhang kommt es meist zur Verwendung von Pflastersteinen. Was aus Sicht der Planer und Historiker/Denkmalschutz verständlich scheint, wird von älteren Menschen und Rollstuhlfahrern völlig anders erlebt. Ein Pflastersteinbelag ist für viele Menschen nicht barrierefrei zu bewältigen. Wer als Nutzer eines Rollstuhls oder Rollators unterwegs ist, bewegt sich auf einem ebenen, vibrationsarmen Belag deutlich einfacher, angenehmer und vor allem sicherer.

Zu der unvorteilhaften Belagauswahl gehören noch zusätzlich erschwerende Punkte.

  • Niveauunterschiede der Steine
  • Niveauunterschiede von Steinen zu Kanal-/Gas-/Wasserschachtdeckeln
  • Wurzeln sowie alterungsbedingte Erhöhung, Bewegung der Steine
  • Defekte Steine

Aufgrund der kleinen Vorderräder genügen bereits wenige Millimeter, um anzuecken, aus dem Gleichgewicht zu kommen und zu stürzen. Für Personen im Rollstuhl können die Vibrationen, die durch Kopfsteinpflaster hervorgerufen werden, zum Auslösen einer Spastik (unkontrolliertem Muskelzucken) führen. Ebenso können durch kleinformatiges Kopfsteinpflaster Rückenschmerzen verursacht oder verstärkt werden. Auch das Fahren auf den hinteren Rädern eines Rollstuhls, um Vibrationen zu vermeiden, ist selbst für sportliche Rollstuhlfahrer sehr anstrengend.

Die Haltestelle Schloss ist die einzige zentrale, barrierefreie Haltestelle in der Innenstadt. Leider ist der dahinter liegende Marktplatz gar nicht barrierefrei gestaltet. Wird der Ernst Ludwig Platz jetzt auch mit Kopfsteinpflaster versehen, wird die eigentlich angestrebte Barrierefreiheit in der Innenstadt weiter verschlechtert. im Zuge der Baumassnahme Ernst Ludwig Platz ist es deshalb sinnvoll, das vorhanden Pflaster entlang der Bahnlinie bis zur Haltestelle Schloss durch vibrationsarmen Belag zu ersetzen um endlich einen barrierefreien Zugang vom ÖPNV in die Stadt zu schaffen.

Um die Barrierefreiheit in der Innenstadt zu verbessern, ist es dringend notwendig, den geplanten Platzbelag in dieser Vorlage anzupassen.

Marc Anrnolds Rede in der Stadtverordnetenversammlung zum Antrag am 01.09.2020

Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin, meine Damen und Herren,

Die Fraktion Uffbasse sieht die dringende Notwendigkeit, den Ernst-Ludwig-Platz zu sanieren und neu zu gestalten und begrüßt diese Vorlage grundsätzlich. Wir hatten uns bereits zu Beginn der Planung gewünscht, dass man über mehr Grün, sprich Bepflanzung nachgedacht wird. Dem ist man ja zumindest teilweise nachgekommen.

Die Kosten für diese Maßnahme sind natürlich, wie soll es auch anders sein, ordentlich, was selbstredend auch mit den zusätzlichen Kosten für den Andienungstunnel und die generelle Preisexplosion der letzten Jahre zusammenhängt. Wir hoffen, dass sich gerade beim Thema Andienungstunnel nicht im Laufe der Sanierung weitere Kosten aufhäufen. Hier müssen wir pandemiebedingt die zukünftigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schon im Auge behalten. Aber es ist wie es ist, diese Maßnahme ist notwendig und die Vorlage für uns im großen und ganzen ok.

Ein Teil der Planung den wir allerdings kritisch sehen, ist der geplante Bodenbelag als Pflasterung aus Naturstein. Ich gebe zu, dass wir ziemlich spät auf unser Anliegen aufmerksam machen, gebe aber auch zu, dass wir erst vor zwei Woche auf die Dringlichkeit hingewiesen wurden. Man sehe uns das also bitte nach. Dennoch müssen wir aber auf die Betrachtung  dieser Problematik bestehen und sehen auch keine Schwierigkeiten dies bei der Detailplanung zu berücksichtigen.

Pflasterung aus Natursteinen ist aus Sicht des Gesamtbildes mit Blick auf Historie und Denkmalschutz sicher die richtige Wahl, aus Sicht behinderter Menschen die auf den Rollstuhl angewiesen sind, gehbehinderte Menschen oder Menschen mit Rollatoren eine der schlechtesten Lösungen. Dieser Untergrund erschwert die Querung, ist für den entsprechenden Personenkreis zum Teil gefährlich und kann durchaus auch kurzeitige gesundheitliche Auswirkungen haben. Somit steht diese Art des Untergrunds auch einer Barrierefreiheit entgegen und taugt für die Betroffenen eben nicht als Bindeglied zwischen den einzelnen Straßen und Plätzen. Hier muss zwingend ein vibrationsarmer Belag verwendet werden, mindestens aber eine zum Teil vibrationsarme Querung ermöglicht werden.

Des Weiteren sollte man bei dieser Betrachtung das vorhandene Pflaster entlang der Bahnlinie bis zur einzigen innerstädtischen barrierefreien Haltestelle am Schloss berücksichtigen und dort auch einen vibrationsarmen Belag verlegen.

Um die Barrierefreiheit in der Innenstadt zu verbessern, ist es dringend notwendig, den geplanten Platzbelag aus der Vorlage entsprechend anzupassen.