Eine gemeinschaftliche Presseerklärung von
atomkraftENDE.darmstadt und Energiegenossenschaft Darmstadt
Ist die Sorge um den kleinen Stromverbraucher wirklich der Antrieb von Wirtschaftsminister Rösler und Umweltminister Röttgen der sie veranlasst den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland abrupt zum Stillstand zu bringen?
Keine andere Technologie hat es in so kurzer Zeit geschafft ihre Kosten zu senken wie die Photovoltaik. Sie leistet inzwischen signifikante Beiträge zu unserer Stromversorgung – dezentral und verbrauchsnah.
Aber wenn jetzt an sonnigen Februartagen mehr als 10 Gigawatt Solarstrom in den Mittagsstunden in das Stromnetz eingespeist werden, ist dies nur ein Vorgeschmack auf den Einfluss, den die in Deutschland installierten Module künftig nehmen werden: Einspeisungen oberhalb von 15 Gigawatt werden immer häufiger auftreten und somit den Strukturwandel zu einer dezentral geprägten Stromversorgung forcieren.
Aber gerade darin liegt das Problem. Die Stromvertreiber kaufen ihren zusätzlichen Bedarf an Strom an der Strombörse EEX in Leipzig. Dort bieten alle Stromerzeuger ihre Ware an.
Der billigste Strom wird durch Grundlastkraftwerke wie Braunkohle-, Steinkohle- und den subventionierten Atomkraftwerke bereitgestellt. Reicht dieser Grundlastbedarf nicht aus, so werden Kraftwerke wie Gaskraftwerke solange hinzugeschaltet bis die Erzeugerkurve die Lastkurve schneidet. Das teuerste Kraftwerk erhält den Zuschlag und bestimmt den Preis, den alle erhalten. Durch dieses Verfahren konnte mit den billigen Grundlastkraftwerken, die oftmals schon abgeschrieben sind, eine besonders hohe Rendite erzielt werden.
Der höchste Preis wurde zu den Mittagsstunden erzielt, da zu dieser Zeit die höchste Nachfrage herrscht.
Nun müssen laut EEG erneuerbare Energien auch an dieser Börse gehandelt werden und mit Vorrang bedient werden. An einem sonnigen Tag senkt die eingespeiste Leistung aus Photovoltaikanlagen den zusätzlichen Strombedarf aus teuren Kraftwerken und somit die zu erzielenden Preise und somit die Rendite für die Grundlastkraftwerke.
Auf einer Pressekonferenz am 20.04.2010 bestätigte das Arrhenius Instituts für Energie- und Klimapolitik bei der Vorstellung einer Studie zu diesem Thema die oben aufgeführte These:
„Eine Besonderheit der PV liegt darin, dass sie ausschließlich tagsüber mit einer Spitze zur Mittagszeit Strom erzeugt. Zu dieser Zeit sind in Deutschland die Nachfrage nach Strom und damit der Strompreis an der Börse eher hoch. In genau dieser Zeit erwirtschaften die konventionellen Kraftwerke die Deckungsbeiträge, die sie zur Finanzierung ihrer Investitionskosten benötigen. Bricht nun die hohe Nachfrage zur Mittagszeit, die bisher durch konventionelle Kraftwerke befriedigt werden muss, durch den dynamischen Ausbau der PV ein, so kommt es zu zwei Effekten: ein Teil der Kraftwerke kommt nicht mehr zum Einsatz und für den verbleibenden Teil sinken mit den Strompreisen die Erlöse.“1
Ist es die Sorge um die großen Vier marktbeherrschenden Energiekonzerne, die durch den erste Schritt zum Atomausstieg schon stark in ihrer Profitmaximierung gehindert worden sind und sie sich nun nochmals um
ihrer Gewinne betrogen fühlen, die die zwei Bundesminister umtrieb als sie wie panisch die Reißleine gezogen haben?
Der Bundeswirtschaftsminister schützt eindeutig marktwidrige Kartelle der Atomindustrie und durch die planmäßige Strangulierung von Solarwirtschaft und erneuerbaren Energien schanzt er den atomaren Besatzungsmächten EnBW, E.ON, RWE und Vattenfall weitere Privilegien zu.
So werden z. B. Projekte wie das Gemeinschaftsunternehmen mit den ökologisch vorbildlichen Elektrizitätswerken Schönau (EWS) und den Stuttgarter Stadtwerken von Atomlobbyisten auf dem Altar der
Profitinteressen einer verschwindend kleinen Minderheit von AKW-Betreibern geopfert.
ARD-Energieexperte Jürgen Döschner: „Die Anti-Solar-Koalition schlägt auch einer ganzen Branche ins Gesicht, die in den vergangenen Jahren einen enormen Beitrag zur Sicherung einer CO2-freien, dezentralen und preiswerten Energieversorgung geleistet hat.“