CSD 2020 trotz Corona

Die frühen Morgenstunden des 28. Juni 1969 markieren einen Wendepunkt im Kampf für Gleichberechtigung, der bis heute nachhallt. In der New Yorker Christopher Street, vor dem Stonewall Inn widersetzen sich Gäste der Schwulenbar einer Razzia. Die Folge: heftige, tagelange Straßenkämpfe zwischen Homosexuellen und Trans* mit der Polizei. Erstmals gelingt es, sich öffentlich und erfolgreich gegen homophobe Repression zu wehren.

In Gedenken daran gründet sich die Tradition des Christopher Street Day (CSD). Ein mittlerweile international gefeierter Gedenk- und Demonstrationstag, der ein lebhaftes Zeichen für gesellschaftliche Befreiung, Solidarität mit sexuellen Minderheiten und gegen Intoleranz, Homo- und Transphobie setzt.

Seit 2011 findet der CSD auch in Darmstadt statt und schlängelt sich seitdem jeden Sommer mit seiner Demoparade durch die Innenstadt, um auf zentralen öffentlichen Plätzen ein lautstarkes Zeichen für eine vielfältige und bunte Stadtgesellschaft zu setzen. Im Jahr der Corona-Pandemie wird diese Kontinuität leider unterbrochen.

Unter dem Motto „Zusammenhalten“ wird vom Darmstädter CSD aber dennoch aufgerufen, Aufmerksamkeit für die Forderungen und Anliegen queerer Menschen zu schaffen. Denn auch wenn hierzulande Rechte erkämpft und Diskriminierung zurückgedrängt wurden, bleiben trotz Fortschritten wie der „Ehe für Alle“ Ungleichheiten bestehen. Auch in Darmstadt brauchen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Trans* und Inter* Menschen weiterhin die Unterstützung und Solidarität von uns allen.

Um Vielfalt zu bewahren und Missstände weiterhin sichtbar zu machen, lädt der CSD Darmstadt 2020 zu verschiedenen, dezentralen und kleineren Corona-konformen Aktionen ein. Darunter der schöne Aufruf an alle Darmstädter*innen, Regenbogenfahnen aufzuhängen und zu hissen sowie eine kleine Kundebung auf dem Friedensplatz am 15. August von 14 bis 15 Uhr.

Auch wir steuern mit einem „Queeren Filmabend“ in unseren neuen Büroräumen in der Pützerstraße 6 am 15. August, 20 Uhr, einen Programmpunkt bei.

Besonders freuen wir uns in diesem Zusammenhang auch darüber, dass das Darmstädter „Mahnmals für Verfolgte und Betroffene des Paragrafen 175“ mehr und mehr Form annimmt. Über einhundert Jahre lang wurden auf Grund des Paragrafen 175 homosexuelle Menschen in Deutschland diskriminiert und verfolgt. 2016 formulierten Uffbasse den Antrag zur Schaffung eines Gedenkortes daran, der mit großer Mehrheit angenommen wurde und ein Zeichen des Respekts und der Solidarität für vielfach erlittenes Unrecht darstellt.

Mit einem Votum für das drei Meter hohe Werk „Die Schattenseite des Regenbogens“ des Würzbürger Künstlers Matthias Braun wurde vor wenigen Wochen die Entscheidung zur Gestaltung abgeschlossen, im Herbst soll der Standtort final geklärt werden.

Lasst uns also trotz Corona und der diesjährigen Einschränkungen beim CSD Darmstadt weiterhin die politischen und gesellschaftlichen Forderungen der LGBTQI*-Community verbreiten und die erzielten Fortschritte so gut es geht gemeinsam feiern.

Titelfoto: Benson Kua / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)