Antrag und Rede: Schattenschutz und Klimaanpassung für das Klinikum Darmstadt

Antrag für die Stadtverordnetenversammlung am 29. September 2022

Schattenschutz und Investitionsprogramm Klimaanpassung für das Klinikum Darmstadt

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen,

Der Magistrat wird gebeten,

Konzepte für Schattenschutz für das Klinikum Darmstadt zu erarbeiten und dieses zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu realisieren, insbesondere für das Gebäude 6 sowie die Freifläche am Haupteingang. Darüber hinaus bitten wir, um die Ausarbeitung eines Investitionsprogramms für Klimatechnik für das Klinikum Darmstadt.

Begründung: 

Die hohen Temperaturen, Hitze und Trockenheit des Sommers 2022 belasteten im Klinikum Darmstadt Belegschaft und Patient:innen außerordentlich. Vor allem im Gebäudeteil 6 herrschten sowohl in Arbeitsräumen als auch in Krankenzimmern extreme, mitunter gar fatale, Zustände. Über Wochen waren hier in Innenräumen durchgehend Temperaturen über 30 Grad messbar.

Der erst 2008 fertig gestellte Gebäudeteil 6 ist ein architektonisches Desaster. In einer der wärmsten Städte Deutschlands wurde hier eine doppelt verglaste Fassade mit Ausrichtung nach Süden errichtet. Nicht erst seit diesem Jahr leiden Kranke und Personal in Folge dieser absolut kurzsichtigen und verfehlten Bauausführung – nach öffentlichen Klagen wurden 2018 Teile der Doppelverglasung zurückgebaut, in der Fläche besteht diese Konstruktion jedoch weiterhin.

Untergebracht sind in dem sich aufheizenden Bau unter anderem Kardiologie und die Dialyse-Station. Dialysepatienten:innen dürfen in Behandlung täglich übrigens nur 500 bis 800 Milliliter Wasser trinken.

Unmittelbare Abhilfe kann ein durchdachter Schattenschutz schaffen, zum Beispiel durch die Installation von großflächigen Markisen und Sonnensegeln. Nach den Erfahrungen des jüngsten Sommers gilt es, schnellstmöglich eine solche Lösung mindestens für das Gebäude 6 des Klinikums Darmstadt zu realisieren.

Gleichzeitig fordern wir, für das gesamte Gelände ein wirkungsvolles und nachhaltiges Konzept für Schattenschutz und Klimaanpassung zu erstellen. Der Haupteingang und der Vorplatz des 2021 eröffneten Zentralen Neubaus präsentieren sich als weitläufig versiegelte Fläche geprägt von Beton, Glas und Asphalt und kaum kühlendem Grün.

In Kliniken und Krankenhäusern kann hohen Temperaturen nur begrenzt mit konventioneller Klimatechnik entgegengewirkt werden. So sind verbieten sich mobile Klimageräte und gar Ventilatoren aus Hygieneschutz-Gründen. Um Beschäftige und Kranke vor Hitze zu schützen bedarf es daher Klimatechnik, die den Hygiene-Standards gerecht wird. Zum Beispiel auch Lösungen mit Boden- und Deckenkühlung.

Um trotz der Auswirkungen des Klimawandels im Klinikum Darmstadt – ein Haus, das nicht weniger als der Maximalversorger in Südhessen ist – künftig eine angemessene Versorgung von Patient:innen zu sichern, werden Maßnahmen zur Klimaanpassung nötig sein.

Wir fordern daher, die Ausarbeitung eines Investitionsprogramms für Klimatechnik, das Perspektiven sowohl notwendige Nachrüstungen im Bestand als auch Richtlinien für künftige Bauten formuliert.

Wir bitten um wohlwollende Prüfung unseres Antrags.

Vielen Dank.

Kerstin Lau, Marc Arnold, Sebastian Schmitt, Carmen Stockert, Till Mootz

 

Update und Ergänzung

Unser Antrag war ein Erfolg! In der Stadtverordnetenversammlung wurde unser Papier noch um einen Ergänzungsantrag der regierenden Koalition erweitert. Der Antrag hat nun folgenden Wortlaut:

1. unter Einbindung der Unternehmen der Stadtwirtschaft für Gebäude der Stadtwirtschaftsunternehmen sowie städtische Bestandsgebäude allgemeine Richtlinien zur Klimaanpassung und Klimaschutz zu erarbeiten und somit dem Klimaschutzplan 2035 und dem aktuell in Erarbeitung befindlichen Klimaanpassungsplan der Wissenschaftsstadt Darmstadt Rechnung zu tragen,

2. in Abstimmung mit der Geschäftsführung der Klinikum Darmstadt GmbH Konzepte zur Klimaanpassung des Krankenhauscampus zu erarbeiten,

3. mit dem Architekten des Gebäudes 6 des Klinikums Verhandlungen zum Wegfall des Architekten-Urheberschutzes aufzunehmen, um Eingriffe in die Gebäudehülle zu einer wirkungsvollen Verschattung der Fassade vornehmen zu können

4. zu prüfen, ob und wo weitere Photovoltaikanlagen auf dem Krankenhauscampus installiert werden können.

Dem Antrag wird einstimmig zugestimmt

 

Hier noch die Rede zum Antrag von Uffbasser Marc Arnold:

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren.

Wir bitten um Zustimmung zu unserem Antrag Schattenschutz und Investitionsprogramm Klimaanpassung für das Klinikum Darmstadt.

Nicht erst seit diesem Jahr gibt es auf Grund der Hitze im Sommer und den damit zusammenhängenden untragbaren Zuständen, massive Beschwerden von Patientinnen und Patienten sowie der Belegschaft des Klinikums, hier im speziellen im Gebäude 6. Thematisiert wurde dies schon 2018 mit einem Artikel im Darmstädter Echo, aus genau denselben Gründen. Abhilfe wurde leider bis heute nicht wirklich geschaffen. Wir haben ja heute schon sehr ausführlich über Klimaschutz und den Klimaschutzplan debattiert, in dem auch etwas von Handlungsfeldern im direkten Einflussbereich des Magistrats steht. Wir respektieren selbstverständlich die Sicht des Magistrats, dass grundsätzlich Klimaschutz vor Klimaanpassung steht, auch auf Grund der globalen Klimagerechtigkeit. In unserem heutigen Antrag kann es aber selbstverständlich nur um Klimaanpassung gehen.

Besonders relevant für eine präventive Anpassung der Krankenhäuser ist der thermische Komfort der Patientinnen und Patienten, der durch steigende Temperaturen und eine steigende Anzahl heißer Tage und tropischer Nächte bedroht ist und darüber hinaus die Heilung kranker Menschen massiv beeinträchtigt. Hier muss schnellstmögliche Abhilfe z.B. durch den weiteren Rückbau von Verglasung, Schattenschutz durch Markisen und oder Sonnensegeln geschaffen werden. Ebenso muss perspektivisch über eine Installation von neuster Klimatechnik speziell für Krankenhäuser nachgedacht werden. Wir fordern darüber hinaus für das ganze Gelände sowie die Gebäude ein nachhaltiges Konzept für Schattenschutz und Klimaanpassung. Negativbeispiel und nicht passend zum Klimaschutzplan bzw. Klimaschutzkonzept ist der Haupteingang und der Vorplatz des 2021 eröffneten Zentralen Neubaus der weitläufig versiegelt ist und geprägt von Beton, Glas und Asphalt. Zeitgemäßes und klimaverbesserndes Grün sind leider kaum vorhanden.

Uns ist auch durchaus die finanzielle Situation der Kliniken bewusst, nichtsdestotrotz wiegt der Schutz von Menschen an dieser Stelle höher. Diese Thematik könnte zum Beispiel wunderbar mit der neuen TASK FORCE ENERGIEVERSORGUNG des Klinikums verknüpft werden.

Wir bitten sie deshalb um Zustimmung. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.

 

Foto: Klinikum Darmstadt GmbH