wir erinnern: 1933 – vor 75 Jahren
KZ OSTHOFEN
Errichtung des Konzentrationslagers für den Volksstaat Hessen
Filmvorführung Als wäre es gestern gewesen! Der neue Dokumentarfilm des NS-Dokumentationszentrums – Gedenkstätte Osthofen.
Zeitzeugengespräch mit Philipp Benz, Darmstadt. Einer der letzten noch lebenden Häftlinge erinnert sich.
Das hessische Konzentrationslager Osthofen
Osthofen im Landkreis Worms liegt heute in Rheinland-Pfalz. Bis 1945 gehörte es wie die ganze Provinz Rheinhessen, zum Volksstaat Hessen mit dessen damaliger Landeshauptstadt Darmstadt. Die am 5., März 1933 auch im Volksstaat Hessen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten begannen ohne Verzug mit der Verfolgung ihrer politischen Gegner. Die Nazis nutzten vom ersten Tag ihrer Macht an eine leer stehende Papierfabrik in Osthofen als Lager für politische Gefangene. Mit Erlass vom 1. Mai 1933 folgte die offizielle Errichtung des Konzentrationslagers, in dem “alle aus politischen Gründen in Polizeihaft genommenen Personen” untergebracht werden sollten.
Als die großen Konzentrationslager, u. a. Buchenwald und Dachau, ihre volle Terrorfunktion entfaltet hatten, wurde das “kleine KZ” Osthofen im Sommer
1934 fast unbemerkt aufgelöst. Bis dahin waren 2500 bis 3000 politische Häftlinge aus dem Volksstaat (genaue Zahlen gibt es nicht) dort meist mehrere Wochen inhaftiert. Es handelte sich zumeist um Kommunisten, Sozialdemokraten Gewerkschafter und Mitglieder anderer Gruppierungen der Arbeiterbewegung, aber auch um Antifaschisten aus dem bürgerlichen Lager, um Juden, um Zeugen Jehovas und um Sinti.
“Im Konzentrationslager Osthofen werden verwilderte Marxisten zu anständigen Menschen erzogen”, war in der gleichgeschalteten Presse zu lesen. In Wirklichkeit waren die Häftlinge unmenschlich untergebracht und versorgt, hatten erniedrigende Arbeiten zu verrichten und wurden vielfach misshandelt.
Zu den namhaften Osthofen-Häftlingen gehörten der SPD-Reichstagsabgeordnete und Widerstandsangehörige Carlo Mierendorff (+ 1943), enger Mitarbeiter Wilhelm Leuschners, und Georg Fröba, Gewerkschafter und KPD-Vorsitzender im Unterbezirk Darmstadt, 1944 als Widerstandsangehöriger hingerichtet. Philipp Benz aus Arheilgen war im Herbst 1933 als junger Kommunist mehrere Wochen in Osthofen inhaftiert.
In Osthofen wurde kein Häftling umgebracht. Das Lager markiert mit den anderen frühen Konzentrationslagern jedoch den Beginn des mörderischen Lagersystems der Nazi-Diktatur.
Termin 08.05.2008 20:00
Veranstalter DGB Region Südhessen, VVN-BdA Region Starkenburg und Darmstädter Geschichtswerkstatt e. V.
Ort Hans-Böckler-Saal, Gewerkschaftshaus, Rheinstraße 50