Lilien – Eintracht im Rückblick

Was am Samstag geschah…… ein emotionaler Rückblick mit vielen Fragen.  10400050_836683443072953_5066062749576389245_n

Die UWIGA fordert den Rücktritt von R.Reißer und natürlich möchten auch wir uns dazu positionieren.

Der vergangen Freitag lässt einen mit vielen Fragen zurück. Ausgelöst durch ein absolut blödsinniges DFB Urteil, dass eine Kollektivstrafe über Frankfurt Fans verhängt, nahmen die Eskalationen ihren Verlauf. Übrig geblieben sind von Anfang bis zum Ende viele offene Fragen 

Warum hat sich die Stadt nicht gegen das DFB Urteil gewehrt ? Warum hat die Stadt nicht moniert, dass eine so vollkommen überzogene Kollektivstrafe ausgerechnet bei einem Derby eingelöst werden muss, bei dem die Städte 30 km voneinander entfernt liegen und es praktisch keinen Schutz vor der Frankfurter Szene geben konnte ? Warum wurden die Eintracht Fans nicht in Hamburg gesperrt oder irgendeiner anderen, weit entfernt liegenden Stadt ?

Der Hass zwischen den Darmstädtern und den Frankfurtern ist weithin bekannt und es war seit dem Aufstieg des SVD klar, dass die Spiele der beiden Kontrahenten ein hohes Gefahrenpotential aufweisen. Auch bei einer normalen Teilnahme der Eintracht Fans und einer kontrollierten Führung derselben ans Stadion wäre die Situation schwierig genug gewesen, doch die Eintrachtfans praktisch unkontrollierbar in die unübersichtliche Innenstadt zu verdrängen und dort Stadtguerilla spielen zu lassen, war der Auslöser für alles weitere.

Leider hat die Stadt auch nachfolgend eigentlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Es wurden vor dem Aussprechen des Innenstadtverbotes keine Gespräche mit beiden Vereinen geführt oder die vorhandene Expertise im Umgang mit gewaltbereiten Fansszenen eingeholt. Es wird zu klären sein, warum die Kommunikation unter den Beteiligten so miserabel war. Warum hat sich die Stadt nicht mit Fanvertretern, Fanbetreuern oder beiden Vereinen abgestimmt?

Warum hat man nicht irgendwo ein Public Viewing angeboten, um dem DFB Urteil die Schärfe zu nehmen? Ein solches wäre sowohl in DA als auch in Frankfurt ein schönes Symbol gewesen, dass Fußball auch verbinden kann und nicht nur separieren. Weder in DA noch in Frankfurt gab es Versuche, die Wut der aktiven Fanszene in irgendetwas Positives zu kanalisieren.

Warum hat man nicht versucht, die Situation kreativ und mit Humor zu lösen? Es gab zum Beispiel die Idee, alle wichtigen Plätze pro Forma mit Darmstädter Demos zu besetzen…. und damit den Eintracht Fans keinen Platz in der Innenstadt zu geben.

Stattdessen wurde provoziert, wo es nur ging. Da wird von Rafael Reißer in Rücksprache mit der örtlichen Polizei ein Innenstadtverbot erteilt, was eine weitere Kollektivstrafe für die Eintracht Fans darstellt. Noch dazu eine, die in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie durchgekommen ist. Solche Versuche, bei Derbys das Gefahrenpotential zu unterbinden, indem eine der beteiligten Fangruppen einfach nicht an den Ort des Geschehens darf, gab es in der Vergangenheit schon.

Sie sind rechtswidrig und verstoßen gegen das Grundgesetz, weil sie zu wenig spezifiziert sind. Wo war das Rechtsamt ? Wer hat die Stadt so schlecht beraten ? Warum hat bei der Polizei niemand interveniert und deutlich gemacht, dass dies eine Provokation ist, der sich besonders die Frankfurter Szene nicht beugen würde ?

Dann klagen sechs Fans und bekommen natürlich recht (einmal googeln hätte dieses Ergebnis auch dem geneigten Bürgermeister vorab anzeigen können) – und die Stadt kommt auf den rechtlichen Kniff, nur die sechs erfolgreichen Widerspruchsführer in die Stadt zu lassen. Was für eine Witznummer gegenüber einem Verein, dessen aktive Fanszene sich ständig in allen möglichen Rechtsverfahren befindet, suggeriert diese Entscheidung doch, dass der Eintracht Fan nicht den Begriff Eilantrag kennt. Kein Wunder, dass es nachfolgend Eilantrage hagelte und die Situation nicht mehr zu bewältigen war.

Dass gerade die Frankfurter Fanszene aufgrund ihres Verhaltens einen besonders großen Erfahrungsschatz in solchen Themen, guten Kontakten zu Rechtsanwälten und einer bundesweiten Vernetzung verfügt konnte niemand bei der Stadt oder der Darmstädter Polizei ahnen ? Zum Schluss kippt der Bürgermeister dann doch noch und verwirrt Bürger, Fans und Polizei gleichermaßen. Die Nachrichten wechselten so schnell, man wusste schon gar nicht mehr wer jetzt eigentlich wohin wann durfte oder nicht.

In beiden Lagern nahm folglich die Angst und die Wut gleichermaßen zu, was ja dann letztendlich auch zu dieser nur schwierig zu kontrollierenden Gemengelage führte.

Ohne das Innenstadtverbot hätten sich mit Sicherheit deutlich weniger Fans dazu provoziert gefühlt, nach Darmstadt zu kommen! Wie konnte die Polizei die Reaktionen der Eintracht Fans unterschätzen ? Frankfurt hat bekanntermaßen 800 gewaltbereite Fans – und wo auch immer diese Fans auftauchen, werden sie durch ein dreireihiges Polizeispalier zum gegnerischen Stadion geleitet. Die aktive Fanszene in Darmstadt hat diesen Menschen an Gewaltbereitschaft und Skrupellosigkeit nichts entgegen zu setzen, zumal in Darmstadt ein guter Support der Mannschaft sowieso oberste Priorität hat.

Einen Rücktritt von R.Reißer zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu fordern, halten wir für verfrüht und für aktionistisch. Aber es wird zu klären sein, wie es zu einer solchen Fehleinschätzung der Situation kommen konnte. Welche Rolle die Polizei gespielt hat. Warum niemand mit den Vereinen gesprochen hat. Warum die Polizei die Eintracht Fans nicht eingekesselt und an einen Ort außerhalb der Innenstadt gebracht hat, um die unübersichtliche Situation in der Innenstadt zu entschärfen? Und Warum gab es keine deeskalierenden Angebote an die Fans?

Viel wurde zerstört an diesem Tag. Neben dem Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Stadt in schwierigen Situationen auch die Chance, sich durch gute Maßnahmen und überlegte deeskalierende Handlungen zu positionieren.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Brandstifter im Stadion – die Menschen, die entweder als Sponsoren, über Ebay oder über ihr Eintrittskartenkontingent als Lilienfans Karten an Eintracht Hooligans weitergegeben haben und damit die Schlägereien auf der Nordtribüne zu verantworten haben. Ihr habt wissentlich in Kauf genommen, dass auch vollkommen Unbeteiligte verletzt werden können, und das vermutlich nur, um ordentlich abzukassieren. Eklig ist so was. Die Eintracht Fans hatten Stadionverbot. Das mag man gut finden oder schlecht, aber formal ist es einfach so, dass jeder anwesende Eintracht Fan eine Provokation war. Und im Heimbereich für die Gästemannschaft jubeln verbietet die Stadionetikette. Jeder Fußballfan kennt diese Regel, die in jedem Stadion der Welt gilt.

Wir haben alle Glück gehabt, dass am Samstag – weder im Stadion noch in der Innenstadt – nicht mehr passiert ist. Sehr schnell hätte dieser Tag zu einem der schwärzesten in der Vereins- und Stadtgeschichte werden können. Danke deshalb an alle besonnenen Menschen auf allen Seiten, die trotz des unschönen Spiels die Nerven behalten haben.