Ehre, Freiheit, Vaterland?

studverb.jpg27.10.2010 19:30 Schlosskeller
Informationsveranstaltung des Antifa-Referat des AStA der TU Darmstadt

Ein kritischer Blick auf Studentenverbindungen in Deutschland

In Deutschland gibt es ungefähr 1.000 Studentenverbindungen mit ca. 22.000 studierenden Mitgliedern und 135.000 “Alten Herren”. Alleine in Darmstadt existieren über 30 Verbindungen unterschiedlicher Typen: Corps, Burschenschaften, Gildenschaften, Wingolf, Sängerschaften etc. Diese verschiedenen Arten von Studentenverbindungen unterscheiden sich in manchen Punkten voneinander – einige erlauben nur “Deutsche”, andere sind da weltoffener; manche sind “schlagend”, andere verzichten auf die Mensur.

Dennoch haben sie auch zahlreiche Gemeinsamkeiten. So z.B. das Lebensbundprinzip: Einmal korporiert, immer korporiert. Im Berufsleben stehende Mitglieder (“Alte Herren”) protegieren jüngere Mitglieder. So mancher Verbindungsstudent gelangt so in hohe Positionen in Politik und Wirtschaft. Viele Verbindungen sind zudem reine Männerbünde mit einem ultrakonservativen Frauenbild. Frauen (stets als Dame – nach einigen Bieren auch mal gerne als “Weibchen”- bezeichnet) werden allenfalls als schmückendes Beiwerk betrachtet, aber so gut wie nie als gleichberechtigt akzeptiert.

Politisch stehen sie, auch wenn sie sich oft als unpolitisch bezeichnen, tendenziell eher rechts der Mitte. Zwar distanzieren sich viele Verbindungen offiziell vom extrem rechten Rand der Korporiertenszene, haben aber intern jedoch keinerlei Probleme, mit eben diesen “Schmuddelkindern” in einem gemeinsamen Verband, dem “Convent Deutscher Akademikerverbände”, zu sein. Viele Verbindungen spielten zudem beim sog. Kappputsch oder bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten eine unrühmliche Rolle, indem sie die reaktionären Kräfte tatkräftig unterstützten und ihnen den Weg bereiteten. Auch heute noch weigern sich zahlreiche Korporierte die Grenzen der Bundesrepublik anzuerkennen und schwelgen in deutschen Großmachtsträumen. Wegen ihrer vor 1945 eindeutig pronazistischen Position wurden Burschenschaften und andere Verbindungen nach der Befreiung verboten. Aber schon Ende der 1940er Jahre setzten die Westalliierten das Verbot nicht mehr durch, es kam zu zahlreichen Wiedergründungen.

Die Veranstaltenden behalten es sich vor, farben- und uniformtragende Besucher von der Veranstaltung auszuschließen.