Standpunkt Uffbasse zur Lichtwiesenbahn

Darmstadt, 22.03.2018

Die Entscheidung zur Lichtwiesenbahn ist schon 2015 mit den Stimmen der Koalition und der FDP gefallen, derzeit geht es um die Änderung des Flächennutzungsplans. Diese Änderung wird in ihrer Wichtigkeit für die Umsetzung der Lichtwiesenbahn rechtlich durchaus unterschiedlich bewertet, aber gehen wir einfach mal davon aus, dass mit unserer Entscheidung heute der Weg frei gemacht wird zum Bau der Lichtwiesenbahn.

Folgendes haben wir verstanden: scheinbar gibt es im Woogsviertel zu den Stoßzeiten mehr Probleme, noch einen Platz in den Bussen der heag mobilo zu bekommen als in anderen Stadtteilen. Es wird deshalb sowohl von der Koalition, als auch von der heag mobilo als unverzichtbar angesehen, die Studenten aus den Bussen K und KU fernzuhalten. Dies soll mit einer Direktverbindung Hauptbahnhof – Lichtwiesenmensa passieren. Der KU wird mit Beginn der Lichtwiesenbahn eingestellt und es ist angedacht, den K Bus dann nur noch bis zum Breslauer Platz fahren zu lassenm, damit die Studenten wirklich auf die Lichtwiesenbahn umgeleitet werden. Um der TU und den Studenten eine Entschädigung zu geben, wird der kleine Zipfel Lichtwiesenbahn am GBS vorbei bis zur Mensa gebaut. Es handelt sich also nicht primär, wie häufig diskutiert, um eine Bahn für die Studenten, die die 1,3 km wie schon häufig diskutiert, einfach laufen könnten, es handelt sich um Gesamt-Entlastungskonzept für die Anwohner des Woogsviertels, die noch mehr Busse rein verkehrstechnisch nicht verkraften könnten. Zusätzlich wird der Luisenplatz um ca. 100 Busse täglich entlastet.

Wir hatten nun von Beginn an Bedenken gegen den Bau dieser Bahn, haben uns aber bei den meisten Abstimmungen enthalten. Zum einen sehen wir die Dringlichkeit, eine Verlagerung von Bussen auf Bahnen vorzunehmen, an anderen Stellen in Darmstadt dringlicher als im Woogsviertel. Zum Beispiel in Form einer Straßenbahn in die Heimstättensiedlung, die im 7 Minuten Takt von Bussen erschlossen wird, was in den engen Straßen eine große Belastung für die Bewohner darstellt und die FH DA besser einbinden würde. Weiterhin wäre eine Straßenbahn in den Ostkreis oder nach Weiterstadt sinnvoller, da wir so richtig Autos von den Straßen bekämen. Und die Lichtwiesenbahn stellt eine Verschlechterung der Anbindung für die Menschen dar, die ans die Haltestelle Böllenfalltor müssen, die also in den Landkreis möchten und jetzt vielleicht aufs Auto umsteigen. Und braucht man für diesen kleinen Teilabschnitt von 1,3 km eine Straßenbahn? Würde sich da nicht am GBS das Umsteigen auf Busse anbieten? Neben den Zweifeln an der Systematik der NKU Berechnungen generell war auch das Argument, dass die Bahn ja zur Hälft vom Land gefördert wird nicht überzeugend für uns, denn auch Landesmittel sind ja bekanntlich Steuermittel, die nicht verschwendet werden sollten.  Wir hatten weiterhin Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Schüler des GBS. Unsere Forderung an die TU war es, zu prüfen, inwieweit man durch interne Umorganisationen des Lehrbetriebs den Verkehr von der Innenstadt zur Lichtwiese minimieren könne. Und wir wollten Ringbusse, denn wir hatten den Verdacht, dass die Studenten nicht nur mehrheitlich von der Innenstadt aus an die Lichtwiese fahren, sondern von überall her in Darmtadt, die Lichtwiesenbahn vom Hauptbahnhof aus also nur wenig Sinn macht. Und überhaupt die Studenten….. waren die jemals für den Bau der Lichtwiesenbahn? Eine großartig angekündigte Demonstration für den Bau der Lichtwiesenbahn hatte 13 Beteiligte. Das hört sich nicht gerade nach Überzeugung an!

Im Laufe der Zeit haben sich einige Argumente entkräftet oder sprechen für die Lichtwiesenbahn. So hat die zweite Studie gezeigt, dass ca. 55 Prozent der Studenten vom Hauptbahnhof oder vom Luisenplatz kommen und nicht von der TU Innenstadt. Für diese stellt die Lichtwiesenbahn tatsächlich eine deutliche Entlastung dar, mit der sie ohne Umsteigen die Lichtwiese erreichen können. Ferner hat die TU Pläne, weitere Bereiche an die Lichtwiese zu verlegen, so dass die Zahl der Studenten dort ansteigen wird. Die Buslösungen wären etwas teurer als die Straßenbahn, bei weniger Komfort, höherer Belastung des sonstigen MIP und ohne dem Luisenplatz eine Entlastung zu bringen, wie es mit der Lichtwiesenbahn der Fall ist in Form von 100 wegfallenden Bussen täglich. Die Haltestelle am GBS wurde mit dem Schulelternbeirat so umgestaltet, dass die Schule keine Gefahren mehr für die SchülerInnen sieht. Das Böllenfalltorstadion wird – zum Glück – der Standort des SV Darmstadt 98 bleiben, so dass die Lichtwiesenbahn zur Befüllung des Gästebereichs dienen kann und damit eine lang geforderte Sicherheitsmaßnahme der Polizei erfüllt. Und es ist durchaus auch ein Argument, dass es einer Wissenschaftsstadt gut zu Gesicht steht, ihrer renommierten technischen Universität eine eigene Anbindung zu geben. Zumal diese Bahn mit einem städtischen Anteil von 7 Mio Euro infrastrukturtechnisch gesehen fast schon ein Schnäppchen ist.

Trotzdem bleibt bei der Lichtwiesenbahn irgendwie ein komisches Gefühl zurück. Den meisten ist sie wohl egal, der Rest ist dagegen und das zumeist lautstark. Außer der Koalition, der Heag mobilo und der Grünen Asta Jugend habe ich noch nie jemanden gehört, der sich wirklich für die Lichtwiesenbahn ausgesprochen hat. Auch die angeblich so von den Studenten geplagten Anwohner des Woogsviertels hört man nur selten. Fast hat man den Verdacht, als würde es sich im Woogsviertel einfach um die normalen Überfüllungsszenarien in den Bussen und Straßenbahnen handeln, die sich während der Stoßzeiten auf allen Linien der heag mobilo beobachten lassen. Jedenfalls zeigt die fortdauernde Abwehr dieser Maßnahme in der Bevölkerung ganz deutlich, dass es der heag mobilo nicht gelungen ist, die Menschen in der Stadt von der Wichtigkeit dieser Maßnahme zu überzeugen. Sowieso hat man viel zu spät angefangen, überhaupt mal auf die Kritik der Bürgerinnen und Bürger, aber auch auf die der Politik, einzugehen. Erst als der Flächennutzungsplan abgelehnt war, wurden Gegenargumente geprüft, gab es eine Gesprächsbereitschaft von Seiten der heag mobilo, auch wenn man über die Ergebnisoffenheit der Prüfungen und Gespräche durchaus diskutieren kann. So sollte eine städtische, steuerfinanzierte Beteiligung nicht agieren!

So gibt es also einige Argumente für die Lichtwiesenbahn und einige dagegen. Und die Argumente dagegen sind, abseits eines unguten Bauchgefühls, das auch nach den letzten Untersuchungen geblieben ist, nicht mehr sehr überzeugend. Es gibt für uns weiterhin wichtigere Dinge in dieser Stadt und der Bau der Lichtwiesenbahn wird für uns immer den Beigeschmack von Lobbypolitik haben. Aber gleichzeitig wäre die Lichtwiesenbahn für uns alle, wenn denn eine Verlängerung an die Odenwaldbahn bzw. eine Einbindung in ein Verkehrskonzept zur Entlastung des Ostkreises stattfinden würde,  okay! Und zwar ganz einfach deshalb, weil man sie, verbunden mit den Argumenten das die Buslösungen teurer wären, der Anbindung der TU, der Entlastung des Woogsviertels und dem Umstand, dass es sich ganz einfach um eine Maßnahme für den ÖPNV handelt, den wir ja alle ausbauen wollen, nicht so völlig daneben finden wie es die öffentliche Diskussion suggeriert. Es ist nicht unser Lieblingsprojekt und wir verstehen nicht, warum es von der Koalition so vorangetrieben wird, denn eine Zeitnot erkennen wir nicht. Aber über Prioritäten kann man sich in der Politik immer streiten. Leider war es zeitlich nicht mehr möglich, eine Anbindung oder Verlängerung, egal in welcher Form, bis heute zu prüfen bzw. eine verkehrliche Planung zur Entlastung des Ostkreises durchzuführen. Das ärgert uns schon und führt, neben anderen Gründen, die wir noch individuell aufführen werden, mit zu dem unterschiedlichen Abstimmungsverhalten. Für die einen ist es okay, heute der Änderung des Flächennutzungsplans zuzustimmen und danach die Planung der Verlängerung anzugehen, da es sowieso bis 2021 dauert, bis die erste Bahn fährt und die Ausführungsplanung erst beginnt, wenn der Flächennutzungsplan beschlossen wurde. Die anderen bevorzugen die Strategie, erst eine komplette Planung für den Ostkreis zu erarbeiten, weil sich ja evtl. der Bau der Trasse durch die Anbindung an den Ostkreis etwas ändern könnte. Dementsprechend gibt es in der Stavo am 22.03.2018 zwei Uffbasser, die für die Änderung des Flächennutzungsplanes stimmen und drei, die dagegen stimmen.