Mit dem Umzug des OHA Osthang e.?V. ins PaMo-Viertel geht ein Kapitel Darmstädter Stadtgeschichte zu Ende – zumindest an seinem bisherigen Ort. Umso wichtiger ist jetzt der Blick nach vorn. Und genau an diesem Punkt setzt unser Antrag an. Dieser zielt darauf ab, den OHA e.?V. auch künftig als festen Teil des kulturellen Lebens an der Mathildenhöhe sichtbar und wirksam zu halten.
Eingebracht wurde der Antrag in der Stadtverordnetenversammlung vom 24. Juni 2025. Eine Mehrheit fand dieser nicht. Stefanie Scholz-Willenbockel (Die Grünen) kommentierte den Uffbasse-Antrag mit: „Das Gelände rund um das Informationszentrums dürft ihr [OHA e.V.] weiterhin bespielen. Dazu braucht es keinen Antrag von Uffbasse. Diesen werden wir ablehnen.“
Tatsache ist: Ein Antrag, ein Beschluss bringt Verpflichtung und Verbindlichkeit. Ein Bekenntnis wie von Scholz-Willenbockel (und den Grünen in Darmstadt) ist nicht mehr als eine unverbindliche Erklärung.
Der Verein hat am Rand der Mathildenhöhe über Jahre hinweg einen offenen Raum für junge Kultur, Teilhabe und Austausch geschaffen – unkommerziell, niedrigschwellig, selbstorganisiert. Dass dieser Ort nun dem Neubau des Informationszentrums zum Welterbe weichen muss, ist aus Sicht vieler Menschen in dieser Stadt ein schmerzlicher Verlust. Wir respektieren die Entscheidung, auch wenn wir sie nicht teilen.
Politisch gab es keine Mehrheit dafür, den Versuch einer Koexistenz ernsthaft zu verfolgen.
Denn auch wenn der neue Standort im entstehenden PaMo-Viertel – an der Mainzer Straße, neben dem Kunstdepot – nur ein Bruchteil der bisherigen Fläche bietet und deutlich schlechter erreichbar ist: Der Verein bleibt aktiv. Der Osthang-Spirit lebt weiter. Und das verdient unsere politische Unterstützung.
Der OHA e.V. soll auch in Zukunft fester Teil des Kulturgeschehens an der Künstlerkolonie bleiben – nicht nur im Rahmen großer Veranstaltungen, sondern auch durch kleine, spontane und junge Formate auf den umliegenden Freiflächen. Denn was der OHA leistet, ist nichts weniger als ein Kulturangebot für eine Generation, die sonst oft zu kurz kommt.
Antrag: Zukunft des OHA e.V. am Osthang– Junge Kultur als integralen Bestandteil des UNESCO-Welterbes Mathildenhöhe sichern
Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen, der Magistrat wird gebeten:
- gemeinsam mit dem OHA e.V. ein Konzept zur kulturellen Bespielung der Freiflächen rund um das entstehende Informationszentrum an der Mathildenhöhe zu entwickeln,
- den OHA e.V. regelmäßig als Programmpartner in die Planung und Durchführung öffentlicher Veranstaltungen im Rahmen des Welterbe-Standorts einzubinden,
- sicherzustellen, dass der Verein eigenständig und unabhängig von großen Anlässen niedrigschwellige, öffentliche Veranstaltungen wie z.B. Kunstinstallationen, Musikformate, Pflanzaktionen, Flohmärkte oder kulturelle Workshops regelmäßig auf den Flächen im Umfeld der Mathildenhöhe realisieren kann,
- die Nutzung dieser Flächen dauerhaft zu ermöglichen – auch nach dem Bezug des neuen Standorts im PaMo-Viertel – und dazu die entsprechenden Genehmigungsprozesse unbürokratisch und planbar zu gestalten,
- eine finanzielle und logistische Unterstützung für die Durchführung solcher Veranstaltungen zu prüfen,
- darzulegen, wie das UNESCO-Welterbe Mathildenhöhe künftig gezielt junge Menschen einbeziehen will, welche Formate für junge Kultur und Teilhabe konkret vorgesehen sind – und auf welche Weise die Stadt Darmstadt das Engagement junger Kulturschaffender sichtbar und wirksam unterstützt.
Begründung:
Die Mathildenhöhe ist ein Ort mit internationaler Bedeutung – ein Symbol für Aufbruch, Kunst und gesellschaftliche Gestaltungskraft.
Der Verein OHA e.V. hat über Jahre hinweg gezeigt, wie man einen Welterbe-Ort lebendig und inklusiv mitgestalten kann: mit offenen Formaten, kostenfreien Veranstaltungen, bezahlbaren Getränken, Workshops, Musik und partizipativer Gestaltung. Der Verein hat damit einen in Darmstadt einzigartigen Raum für Austausch, Teilhabe und kulturelles Experimentieren geschaffen. Das ist gelebte Kultur für junge Menschen, die sich dort ernst genommen und angesprochen fühlen.
Gerade an einem Welterbe-Standort braucht es Impulse für jüngere Generationen, um Interesse zu wecken, Identifikation zu ermöglichen und einen emotionalen Zugang zur Geschichte und Gegenwart des Ortes herzustellen. Die Fragen, die sich die Stadt hier stellen muss, lauten: Was ist das kulturelle Angebot des Welterbes für junge Leute? Wer gestaltet es mit? Und wie offen ist dieser Ort wirklich?
Mit dem Umzug des Vereins ins PaMo-Viertel ist viel Fläche verloren gegangen – aber Ideen, Energie und Kreativität sind geblieben. Die vom Verein OHA e.V. geplanten Aktionen – vom Pflanzentausch über Kunstinstallationen bis hin zu Musik und Frühstück am Hang – stärken das öffentliche Leben, fördern Begegnung und bringen den offenen Geist der Mathildenhöhe in die Gegenwart.
Wenn wir es ernst meinen mit kultureller Bildung, mit Teilhabe und mit dem Anspruch, Welterbe auch in der Gegenwart lebendig zu halten, dann muss der OHA e.V. ein fester Partner für die Zukunft der Mathildenhöhe bleiben. Die Stadt Darmstadt sollte dieses Engagement unterstützen und den OHA e.V. aktiv darin bestärken, als kreativer Impulsgeber zur Belebung des UNESCO-Welterbes beizutragen.
Wir bitten um wohlwollende Prüfung unseres Antrags. Vielen Dank.
Kerstin Lau, Marc Arnold, Sebastian Schmitt, Carmen Stockert, Till Mootz
Foto: Linda Engel