Antrag: Stärkung von lebensnahem Wissen an Darmstädter Schulen

Steuererklärung, Behördengang, Verträge, politische Bildung – zentrales Wissen für den Alltag ist essenziell für ein selbstbestimmtes Leben. Vermittelt wird dieses vornehmlich im privaten Umfeld, in der Familie. Wer behütet aufwächst, lernt früh, worauf es ankommt: Von Finanzen bis zu rechtlichen Fragen. Kinder, die in ihren Familien nicht auf diese Herausforderungen des Alltags vorbereitet werden, sind benachteiligt und oft auf sich allein gestellt.

An Schulen ließe sich solches lebensnahes Wissen an alle Kinder vermitteln. Hier könnte auch politisches Verständnis gestärkt werden, um Entfremdungen von der Demokratie zu bremsen.

Um solche Angebote an Darmstädter Schulen zu stärken, brachten wir in der letzten Stavo (am 03. April 2025) diesen Antrag ein. Wenngleich die Vorlage abgelehnt wurde, löste sie eine spannende und sachliche Debatte aus und setzte wichtige Impulse.

Bildungsdezernet Holger Klötzner attestierte dem Uffbasse-Antrag die „völlig richtige Intention“. Ulrike Rüger von Die Grünen meinte: „Das Grundanliegen des Antrags ist absolut berechtigt.“ Uneinigkeit herrschte im Parlament über die Aufgaben der Stadt Darmstadt als Schulträger und wie sehr eine solche Maßnahme in das Curriculum eingreife. Und somit auch Uneinigkeit zur Realisierung des Uffbasse-Antrags.

Während sowohl Klötzner als auch Rüger auf bereits bestehende Angebote für Darmstädter Schulen verwiesen (Kooperationen mit Unternehmen, Berufsverbänden, gemeinnützigen Initiativen, Volkshochschule), versprach Klötzner bei der VHS Darmstadt neue Inhalte anzuregen. Zum Beispiel eine „Summer School“, die das Thema Kommunalpolitik in den Fokus nehme.

Auch wenn außer Uffbasse alle weiteren Fraktionen gegen den Antrag stimmten, setzte die Vorlage das Thema auf die Tagesordnung. Die Debatte im Parlament schärfte das Bewusstsein für die Verantwortung, die wir als Kommune und Gesellschaft für Schulen und junge Menschen tragen – und regte die Prüfung weiterer Angebote, die über den Lehrplan hinaus gehen, für Darmstädter Schulen an.

Antrag „Stärkung von lebensnahem Wissen, z.B. zu finanziellen und politischen Themen, an Darmstädter Schulen“

Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen, der Magistrat wird gebeten,

ein Angebot für die Schulen in Darmstadt aufzusetzen, mit dem Kindern und Jugendlichen verstärkt lebensnahes Wissen aus den Bereichen Finanzen, Recht und Politik vermittelt wird.

Dazu könnte unter anderem gehören:

  • Regelmäßige Besuche von Stadtverordneten an den Schulen, um über deren Arbeit in der Kommunalpolitik zu berichten und politische Entscheidungsprozesse erlebbar zu machen.
  • Kooperation mit Darmstädter Unternehmen und Kanzleien, um praxisnahe Workshops zu wirtschaftlichen und rechtlichen Themen zu ermöglichen.
  • Die Stadt soll als zentrale Koordinierungsstelle fungieren, indem sie bestehende und neue Angebote sowie Kontakte zu Expert:innen sammelt und über das Städtische Schulamt den Schulen zur Verfügung stellt.
  • Die Schulen sollen ermutigt werden, solche Angebote entweder unterjährig in den Unterricht einzubauen oder aber solche Themen verstärkt in Projektwochen zu integrieren.

Begründung:

Die Vermittlung von finanziellem Grundwissen sowie politischen und rechtlichen Zusammenhängen ist für junge Menschen essenziell, wird jedoch im regulären Schulunterricht oft nur unzureichend behandelt. Themen wie Steuern, Versicherungen, Altersvorsorge, Mietrecht oder demokratische Entscheidungsprozesse spielen im späteren Leben eine zentrale Rolle, sind aber bislang nicht flächendeckend in den Lehrplänen verankert.

Da die inhaltliche Gestaltung des Schulunterrichts in der Verantwortung des Landes liegt und die Stadt hier nicht direkt eingreifen kann, sollte trotzdem versucht werden, solche Angebote gezielt an den Schulen zu etablieren und den Schüler:innen so praxisnahe Einblicke in diese wichtigen Themenfelder zu ermöglichen.

Bereits jetzt gibt es seitens vieler Schüler:innen ein großes Interesse an praxisnaher Wissensvermittlung in diesen Bereichen, insbesondere in Bezug auf Finanzkompetenz und politische Bildung. Die Stadt kann hier unterstützend wirken, indem sie eine zentrale Anlaufstelle für Schulen bietet, um relevante Angebote zu bündeln und gezielt weiterzuvermitteln. So kann auch ohne großen finanziellen Aufwand ein nachhaltiges und zielgerichtetes Angebot für die Schulen geschaffen werden.

Wir bitten um wohlwollende Prüfung unseres Antrags.
Vielen Dank.

Kerstin Lau, Marc Arnold, Sebastian Schmitt, Carmen Stockert, Till Mootz

 

Fotocredit: Ali Ahmad DANESH auf Pixabay

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert