Kampagne für ein autonomes Zentrum und erste Folgen der “Gefahrenpräventionskonvention”

 Die unten angefügte, hier ins Gästebuch gesetzte,Presseerklärung zeigt ganz deutlich, dass die sog. “Gefahrenpräventionskonvention” wohl weniger dazu geeignet scheint Gefahren für Menschen abzuwehren, sondern eher die Chancen von Gefährdung der Bürger durch enthemmte Polizeigewalt erhöht. Klar manifestiert sich hier der politische Wille von Darmstadts “Regierenden” zu einer Abkehr des sog. ” Darmstädter Weges der Deeskalation”.

Die Presseerklärung:
Kampagne für ein AZ in Darmstadt schrieb am 13. April 2008 um 20:49
Bericht zur RTS-Party am 12.04 in Darmstadt

Am Samstag, den 12.04. fand auf dem Friedensplatz in Darmstadt eine spontane Feier als Startschuss der “Kampagne für ein autonomes Zentrum in Darmstadt” statt, an der sich im Laufe des Abends bis zu 200 Personen beteiligten. Gegen 1 Uhr wurde die Veranstaltung von der Polizei gewaltsam aufgelöst.
Ab 22 Uhr versammelten sich die Teilnehmenden um das Denkmal am Friedensplatz, um ihrem Wunsch nach einem selbstverwalteten und autonomen Zentrum Ausdruck zu verleihen. Die Stimmung war ausgelassen, vorbeikommende Passanten äußerten sich positiv.
Trotz der unmittelbaren Nähe zum Polizeirevier dauerte es etwa anderthalb Stunden, bis eine Polizeistreife die unangemeldete Veranstaltung zum ersten Mal observierte.
Die Polizei erschien kurz nach 24 Uhr auf dem Platz, aufgrund einer Beschwerde wegen Ruhestörung.
Etwa eine halbe Stunde später fuhren fünf voll besetzte Einsatzwägen inklusive Hundeführer auf, um die Party zu beenden und die bereits abgebaute Musik-Anlage zu beschlagnahmen.
Da die Anlage jedoch schon Richtung Herrengarten gefahren wurde, nahm die Polizei, begleitet von den verbliebenen Party-BesucherInnen, die Verfolgung auf.
Auf dem Karolinenplatz rasten die Einsatzwägen ohne Licht und auf nassem Kopfsteinpflaster auf die herumstehen Menschen zu und trieb sie so über den Platz, wobei mehrere Menschen beinahe von den Autos angefahren worden wären.
Am Rande des Karolinenplatz kam es zu Personalienfestellungen, Schlagstockeinsätzen und massiven Beleidigungen der BesucherInnen durch die Vollstreckungsbeamten (O-Ton: “Ey, ihr Wichser, wir kriegen euch alle!”, “Verpisst euch, ihr Drecksäue!” usw.)
Außerdem kam es zu zwei Festnahmen von BesucherInnen, bei denen als Begründung angegeben wurde, zuvor Platzverweise erteilt zu haben, welche es bis dahin definitiv nicht gab. Der Lautsprecherwagen konnte trotz völlig überzogenem Polizeieinsatz nicht sichergestellt werden.
Diese völlig übertriebene und destruktive Auflösung der Party und Kriminalisierung der Teilnehmenden verstärkt für uns die Notwendigkeit, selbstverwaltete Lebensräume einzufordern und zu verteidigen.
Die “ Kampagne für ein autonomes Zentrum in Darmstadt” hat ein Konzept mit Forderungen sowie Vorschlägen für ein neues autonomes und selbstverwaltetes Zentrum erstellt, dass in wenigen Tagen an Politik und Presse übergeben werden wird.

Desweiteren kündigt die Kampagne an, in naher Zukunft auf das repressive Vorgehen der Polizei am Samstag Abend politisch zu reagieren.

Diese erste Aktion der Kampagne fand im Rahmen der internationalen Aktionstage für “selbstverwaltete Zentren, autonome Freiräume und besetzte Häuser” am 11. und 12. April statt. Auch in Darmstadt gab es an diesem Wochenende vielfältige und kreative Aktionen, wie zum Beispiel Informationen und parodierende Spiele zum Thema Polizeigewalt, Wasserschlachten auf öffentlichen Plätzen, Überwachungskamera-Anbetungen zur Thematisierung der zunehmenden Überwachung von Innenstädten, eine Stadtrallye zur alternativen Stadtverschönerung und Umgestaltung sowie einen Fahrrad – Flash – Mob.
Anlass zu diesen Aktionstagen ist die weltweit zunehmende und schleichende Bedrohung und Zerstörung der noch bestehenden autonomen Zentren und anderer Freiräume sowie die Kriminalisierung von AktivistInnen, welche Alternativen abseits des Mainstreams entwickeln und leben wollen.

Mehr: www.azdarmstadt.blogsport.de
 

5 Kommentare

  1. Es mag ja sein das ich mittlerweile zum völligen Spießer geworden bin, aber nach Lektüre des Artikels stellen sich mit doch einige Fragen:

    1. Rund um den Marktplatz befinden sich in den oberen Stockwerken viele Wohnungen. Warum ist es so abwegig, dass die Menschen die dort wohnen ihre Nachtruhe haben wollen? Eigentlich beginnt diese um 22.00 Uhr. Wenn also die Polizei erst gegen 0.30 Uhr gegen Ruhestörung vorgeht, dann ist das doch die altbekannte Darmstädter Linie, oder nicht? Oder muss es so verstanden werden, dass jeder Anwohner der nicht freiwillig seine Nachtruhe gegen eine super linksradikale Musik RTS-Party eintauscht sofort ein Spießer ist?

    2. Es gibt in Darmstadt mit dem JuKuZ Oetinger Villa ein überregional bekanntes linkes Zentrum, in dem sich ohne jegliche Zensur linke Gruppen treffen können und ihre Veranstaltungen abhalten können. Die Stadt unterstützt das ganze sogar mit einem Zuschuss von ca. 17.000 Euro pro Jahr. Wo ist hier der entscheidende Unterschied zu einem autonomen Zentrum? Das geht aus dem Text nicht hervor. Generell ist die Pressemitteilung ohne jede politische Aussage. Was will die Kampagne? Welche Mittel sind hierzu zweckhaft?

  2. @nobody:
    Zu 1) Die Musik war mega-leise und alles lief ziemlich leise und unspektakulär ab.Dreck und Flaschen wurden während der “Veranstaltung” immer wieder eingesammelt. Ich denke , dass ein Heinerfest oder Schlossgrabenfest da die eindeutigere Belastung nicht nur der unmittelbaren Anwohner darstellt. ( Bei einem Schlossgrabenfest , ich glaube 2005 , sind mir am Bölle noch die Ohren weggeflogen). Beim ersten Auftreten der Polizei sprach diese auch keinen Platzverweis aus , sondern ( so wurde es mir mitgeteilt) bestand nur auf das Abschalten der Musik, dann könnten die Leute auch noch bleiben.Zum Zeitpunkt der Räumung durch die Polizei war die Musik auch schon aus und alles war sich gerade im Auflösen (von den anfangs min. 150 Leuten waren noch so ca. 90 da) , sodass das Vorgehen der Polizei mit wilden Verfolgungsjagden bis in den Herrngarten hinein und willkürlichen Festnahmen vollkommen überzogen und nicht gerechtfertigt war!!!
    Zu 2) Das JuKuz Oetinger Villa platzt aus allen Nähten. Der vorhandene räumliche Platz reicht schon lange nicht mehr aus. es gibt Ganz viele Gruppen und Arbeitsgemeinschaften…zu viele für die Villa.(Das Einrichten einer Siebdruckwerkstatt z.B. und ähnlichen Ideen kann aus Platzmangel nicht stattfinden).Es sind ja auch noch Wohnungen innerhalb der Villa durch die Stadt vermietet,sowie ein weiteres städtisches Jugendzentrum, sodass auch die zeitliche Dichte der Veranstaltungen(bedingt durch den hohen Bedarf..)eine gewisse Belastung für das “Miteinander” darstellt!Dieses “Miteinander” ist ausdrücklich erwünscht und soll auch in Zukunft Bestand haben. Der Bedarf für ein (weiteres?)”autonomes Zentrum” ist also da!

    Ein weiterer wichtiger Punkt ist der , dass sämtliche “linke Freiräume” in Darmstadt ganz klar nur geduldet sind. (Ö-Villa , Wagenplätze…)Das heisst , eine Rechtssicherheit für langfristige Planungen und unabhängig von politischen Entwicklungen fehlt!!(Beispiel: Verlagerung des DPI inne Villa , so schnell kanns gehen wenns Babblament es will…)
    Nur weil also die “gnädigen Herren” ein selbstverwaltetes JuKuz dulden und sich mit 17.000 Ois das Gewissen reinwaschen (wenn sich “soziale Leistungen” überhaupt nach marktwirtschaftlichen Massstäben in Geld ausdrücken lassen , dann leisten die vielen!Leute von der Villa einiges mehr als für 17000 Oi,wenn diese Arbeit komplett von der Stadt getragen werden müsste , dann wäre es mit Sicherheit um einiges teurer!!!)soll auf eine berechtigte Forderung nach einem autonomen Zentrum also verzichtet werden…? Maul halten ? Zufrieden sein mit dem was die Herren uns “noblerweise” und in all ihrer Grossmütigkeit… Neee , neee ,deutscher WegkuckmichelNobody,bezahl weiter deine Steuern für Kongresszentren und militärische Auslandseinsätze und beschwehr dich dann über lächerliche 17000 Ois für ein jugendzentrum…oder über eine “streetparty” anstatt über Flug- und Strassenverkehrslärm…

  3. @diskussion

    komme mit dem was nobody schreibt fast besser klar als mit julius ´text, obwohl ich ganz klar julius ´seiner meinung bin abba naja schon ebbes polarisierend. besagte kampagne für ein az in da hat bis jetzt auch nur gefordert und eher wenig gekuschelt. frage: bei so wenig info für ausenstehende und der tatsache das gleich am anfang das gute alte wir die guten die bullerei die bösen schema ausgepackt und ganz dolle geweint wird wegen ein bischen rumgerenne, wird das wieda sone autognome superwichtig nummer wo nach zwo drei monaten die luft raus iss? mir fehlt da so ´n bischen der konkrete ansatz, steck aber auch nicht mit drinn… information schadet nicht aber bitte nicht auf die art in der nobody informiert wurde.. danke, dann bis die tage mal

  4. Na ja…”geweint” wird sicherlich nicht wegen etwas “rumgerenne”. Aber wenn ein polizeiliches Vorgehen nicht gerechtfertigt scheint , ist protest dagegen sehr wohl gerechtfertigt und sollte nicht als “geweine” abgetan werden.
    Ist jedoch tatsächlich etwas blöd , dass dadurch dieses polizeiliche Vorgehen mehr in den Vordergrund gerückt ist als Inhalte , die mit einer Forderung nach einem AZ einhergehen sollten. Ich hoffe mal, dass da noch einiges inhaltliches rüber kommt und auch “kuscheliges” dabeisein wird… ich warte auch drauf und bin gespannt…
    Ab und zu mal schauen , ob sich bei http://www.azdarmstadt.blogsport.de was tut…!

  5. Es spricht schon für Darmstadt, dass das Projekt tot zu sein scheint und jegliches alternatives Leben außerhalb der Stadt zu finden ist. Schade.

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