von Jürgen Barth – Uffbasse
Bericht und Kritik 6.12.09
Die freie Szene kämpft um die Erhöhung ihrer Zuschüsse
Der gegenwärtige Konflikt um die städtische Unterstützung der freien Szene verdient einen kleinen historischen Rückblick.
Die freien Theatergruppen sind ein Teil der sogenannten Freien Szene. Zur freien Szene gehören auch das Theater am Platanenhain TAP, das Kabarett Halb Neun, der Jagdhofkeller, die goldene Krone, Literaturinitiative, der Konzertchor. Später kamen dazu das Kabbaratz, die Neue Bühne, Förderverein Jazz, Bessunger Knabenschule, Wasserturm, Atelierhaus Vahle. Dazu die vielen Theatergruppen Stromer, Theaterlabor, Hopjes, Transit, Mollerhaus, Hoffart, Filippis, Lakritz, Kolibri und viele andere Gruppen und Projekte. Sie alle erhielten in der Vergangenheit kleine und große Zuschüsse.
Mit Gründung der Centralstation und ihrer Bezuschussung über viele Millionen Euros entzündete sich der Streit, wie denn die kleinen Kulturinitiativen mit ihren minimalen Zuschüssen überleben sollen. Gleichzeitig monierte die Krone den fairen Wettbewerb, wie die privaten Betreiber überleben sollen, wenn die Centralstation mit städtischen Mitteln gefüttert wird.
Auf Initiative von Wuchner, Partheil, Bischoff und Obo Pfohl am 23. 8. 2000 kam es zu zwei Kulturgesprächen im Wasserturm (15.11.00 und 17.1.01). Auf mehreren Treffen in der Bessunger Knabenschule haben sich die oben genannten 20 Gruppen auf eine gemeinsame Erklärung und auf eine gemeinsame Aufteilung zusätzlicher Mittel geeinigt. (31.1. und 17.6. und 9.9. und 30.10. und 12. 12. 2001).
Dazwischen hatte der OB Benz am 30.5.2001 durch einen Magistratsbeschluss in einer Haushaltsstelle einen zusätzlichen jährlichen Betrag über ca. 170 000.- € für die freie Szene zur Verfügung gestellt. Dieser Betrag war eine Erhöhung der bis dahin für die oben genannten Gruppen gezahlten Zuschüsse über ca. 280 000.- € Seit 2002 werden jährlich diese ca. 170 000 verteilt.
Die erneute Initiative der Freien Theater Gruppen am 28.9. 2005 und Anfang 2007 konstatierte ein Anwachsen und eine Professionalisierung der Theaterarbeit um das Mollerhaus. Darauf gab es eine Arbeitsgruppe zwischen Kulturamt und freie Theaterszene.
Gefordert wurde die Erhöhung der Zuschüsse um ca 250 000 € und eine Evaluierungsgruppe, die Bewertungskriterien erarbeiten sollte für die Verteilung der Zuschüsse per Konzept- und Projektförderung.
– im November 2005 und im Februar 2006 kündigt OB Hoffmann eine Umverteilung an und
verspricht einen höheren Zuschuss für die freie Szene
– im Oktober 2006 verspricht die Kulturausschussvorsitzende Ruth Wagner im Hoffart eine
stufenweise Verbesserung
– im Januar 2007 kommt es zu Kürzungen aber auch zu einer geringfügigen Anhebung der
Mittel über ca 26 000 €. Zusammen mit der Arge werden 3 neue Stellen geschaffen
( 1 Stelle Hoffart,, 1 Stelle Knabenschule, 2 halbe Stellen Mollerhaus)
Aktuelle Situation
Der Kulturdezernent Hoffmann hat im Januar 2007 eine Evaluationsgruppe eingesetzt. Diese hat am 9.11. 07 einen Abschlußbericht vorgelegt. Darauf wurde eine Jury am 5.11. 08 eingesetzt. Sie hat getagt und einen Zwischenbericht am 9.9.09 vorgelegt..
Letztlich kam es mit den gleichen Mitteln zu einer bloßen Umverteilung. Die Jury schlägt vor einige Gruppen hoch zu bezuschussen, dabei gehen andere Gruppen leer aus. Das Halb Neun Theater wird um die Hälfte gekürzt. Das TAP Theater, das Hoffart Theater, das Kabbaratz Kabarett und das Theater Rainer Bauer gehen gänzlich leer aus. Dieses Verfahren kritisieren wir. Einige Gruppen profitieren davon, dass andere ganz leer ausgehen.
Richtig ist, dass einige Theatergruppen wie Stromer, Theaterlabor, Transit, Hopjes höhere Unterstützung erhalten sollen; das aber kann nur geschehen, wenn der Etat um ca. 100 000 € aufgestockt wird.
Wir verweisen darauf, dass an den Kulturfonds Frankfurt dieses Jahr 100 000 € weniger gezahlt werden muss und das die Centralstation an Schulden 180 000 € an die Stadt zurückzahlt.
Davon kann etwas in die Freie Szene fließen.
Evaluation und Jury
Die Evaluations Gruppe (Bernd Hesse, D. Schmidt, Prof. Schneider, F. Schuster, Prof. Umberg und A. Zetzsche) beschäftigte sich zu allererst mit Theatergruppen und Theatermachern. Die dabei aufgestellten Kriterien sind künstlerische Produktion
Theatralische Qualität
Konzeptionelle Stringenz
Innovative Arbeit
Ästhetische Bildung
Ihre Arbeit mündete in einen Abschlußbericht am 9.11.07.
Die am 5.11.08 eingesetzte Jury ( G. Vajen, W. Hoffmann, M. Apelt, J. Deck, A. Zetzsche ) hat viele Theatergruppen besucht. Der Jury liegen 20 Anträge vor. Der Anspruch der Jury war:
1. Bewertung der Qualität nach ästhetisch künstlerischen Gesichtspunkten
2. Aufrechterhaltung einer breiten, kulturellen Vielfalt
3. ein angemessenes Budget, eine signifikante Erhöhung der Mittel
4. Differenzierung nach einerseits Spielstätten und andererseits Theatergruppen
Zu 1 Danach sollen drei Gruppen in die Konzeptförderung, andere acht Gruppen erhalten
Projektmittel. Über Geschmack kann man streiten. Anzumerken ist, dass sowohl Herr
Vajen in früheren Jahren als auch Herr Deck als Geschäftsführer des Landesverbandes
Professionelles Freies Theater eine große Nähe zu diesem Verband haben (50% der Jury)
Ausgerechnet die drei Theatergruppen, die mit reichlich Konzeptmitteln ausgestattet
wurden, sind Mitglieder dieses Verbandes. Hier sollte gerade wegen des hohen Wertes einer objektiven Beurteilung in Zukunft Vorsicht am Platz sein.
Zu 2 Das Aufrechterhalten einer breiten kulturellen Vielfalt musste von vornherein misslingen.
Bei nur begrenzt vorhandenen Mittel und dem Bestreben einigen Gruppen höhere
Zuschüsse zu geben, mussten andere Gruppen ganz herausfallen. Das TAP Theater, das
Halb Neun Theater, das Kabbaratz, dass Theater Rainer Bauer, das Chamäleon, das
Hoffart Theater müssen wieder in die Zuschussebene aufgenommen werden
Zu 3Trotz vieler Beteuerungen ist es zu keiner Aufstockung der Mittel gekommen. Mit diesen
beschränkten Mitteln kam es sogar zur Liquidierung einiger Gruppen. Die Konzept
Förderung – höheren Zuschuss über drei Jahre – hat einen Haken. Was ist im 4. Jahr,
wenn die Förderung versiegt. Kommt eine Gruppe dann mit Null Zuschuss aus?
Zu 4 Die Jury bekennt sich ausdrücklich zur Stabilisierung der Spielstätten. Wo es keine
Häuser gibt, können Theatergruppen nicht auftreten. Das Mollerhaus,dasHoffart,das
Halb Neun Theater und das TAP Theater brauchen einen festen Zuschuss unter ihren
Haushaltsstellen.
Wir fordern :
Feste Zuschüsse für die festen Spielorte: Moller, Hoffart, TAP, Halbneun
Verteilung der Mittel in moderater Abstufung mit breiter Kultureller Vielfalt
Kultur –Diskussion am Mittwoch 9.12.2009 16:30Uhr im Liebighaus