Grüne wählen Fraktionsvorstand auf die SpitzenplätzeKreismitgliederversammlung nominiert Kandidaten für die Kommunalwahl im März / Kritische Töne nur von Jürgen BarthBrigitte Lindscheid und Jochen Partsch führen die Liste der Grünen für die Kommunalwahl im Frühjahr an. Beide Spitzenkandidaten sprachen sich dafür aus, die rot-grüne Koalition fortzusetzen. Darmstadt · „Die grüne Truppe hat in dieser Wahlperiode viel erreicht“, sagte die 44 Jahre alte Lindscheid in ihrer Bewerbungsrede. Das sei für sie die Motivation weiterzumachen. Man könne in Darmstadt etwas bewegen, wenn man sich engagiere. Lindscheid, die derzeit stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist, wertete die Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner SPD als „manchmal stressig, aber auf der richtigen Linie für die Stadt“. Deshalb sei sie dafür, die Koalition fortzusetzen. In der Verkehrspolitik bezog Lindscheid eine klare Position: „Wir sind nicht der Meinung, dass man jedes Auto in die Stadt lassen und die Innenstadt mit Parkplätzen vollpflastern muss.“ Lindscheid hatte ebenso wenig einen Gegenkandidaten wie der Fraktionsvorsitzende Jochen Partsch (43). Partsch wurde allerdings heftig von Jürgen Barth kritisiert, der trotz seines Ausschlusses aus der grünen Fraktion und seinem Wechsel zu Uffbasse noch Mitglied der Ökopartei ist. „Die Grünen haben ihr Profil verloren“, sagte Barth. Die Partei habe im Streit über die Oetinger Villa das Vertrauen der Jugendlichen eingebüßt und sei bei der freien Kulturszene unglaubwürdig geworden. Partsch widersprach: „Ohne uns wäre die Oetinger Villa seit langem nicht mehr für die Jugendlichen nutzbar.“ Die Grünen hätten zudem einen Weg gefunden, um die hauptamtliche Stelle im Theater Mollerhaus zu sichern. Partsch warf Barth vor, mit Empörung und Skandalisierung Politik machen zu wollen. Der grüne Fraktionsvorsitzende räumte ein, dass die Grünen oft wenig öffentlichkeitswirksam agierten. „Wir machen ergebnisorientierte Politik und sind nicht darauf aus, schnelle Schlagzeilen zu produzieren.“ Für ihn sei Politik das geduldige Bohren dicker Bretter. Partsch konnte sich eine Spitze gegen OB Walter Hoffmann (SPD) nicht verkneifen, dessen Slogan im Wahlkampf lautete: „Darmstadt gemeinsam bewegen“. Partsch sprach sich für die Fortsetzung der rot-grünen Koalition aus, deren Politik die Grünen maßgeblich mitbestimmt hätten. „Wir bewegen die selbst ernannten Beweger.“ SPD und Grüne hätten gute Chancen, die Kommunalwahl zu gewinnen. Bis Platz vier traten die Bewerber ohne Gegenkandidaten an. Eine Kampfkandidatur gab es erstmals um Platz fünf. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Iris Bachmann konnte sich gegen die ehemalige Leiterin der Darmstädter Verbraucherberatung, Gabriele Beckers, durchsetzen. |
Uffbasse kämpft in Ledermänteln gegen PrestigeobjekteDie größte Fraktion unter den Kleinparteien im Stadtparlament will den Etat lieber für sozial Schwache und Alternativkultur ausgebenDrei Prozent plus. So lautet das Wahlziel der unabhängigen Fraktion Uffbasse. Mit drei Sitzen im Stadtparlament ist sie die größte unter den kleinen Fraktionen. Spaßpartei ist sie schon lange nicht mehr, denn die politische Verantwortung ist nach Jahren parlamentarischer Arbeit gewachsen.Darmstadt · Lange schwarze Ledermäntel, dunkle Sonnebrillen. Die vier Spitzenkandidaten von Uffbasse (Unabhängige Fraktion freier Bürger, aufrecht, spontan subkulturell, eigenwillig) haben sich für ihre Wahlplakate ganz nach Art des Kinofilms „Matrix“ gekleidet. „Uffbasse reloaded“ lautet denn auch ihr Wahlslogan in Anlehnung an Teil zwei der Science-Fiction-Trilogie. „Keine Radikal-Ökos“ Obwohl die Partei mit ihrer Absage an Nordostumgehung und Flughafenausbau Schnittmengen mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aufweist, erzielte sie bei einer BUND-Befragung das schlechteste Ergebnis unter den Parteien Darmstadts. „Weil wir ehrlich geantwortet haben“, erklärt Lau. Und Barth fügt an: „Wir sind keine Radikal-Ökos. Der Mensch kommt bei uns vor der Natur.“ Statt in „Prestigeobjekte“ wie Darmstadtium oder Nordostumgehung will die Fraktion das Geld lieber in Jugendarbeit, Schulen oder die freie Kulturszene stecken. 16.3.2006 Frankfurter Rundschau |
Linke Kandidaten schneiden gut abExpertin testet für die FR die Wahllisten im Internet / Vier Klicks bis zum Bild der SPD-SpitzenfrauDie Parteien und Wählervereinigungen präsentieren ihre Kandidaten nach Einschätzung der Medienexpertin Barbara Simon im Internet oft wenig überzeugend. Am besten abgeschnitten hat die Linkspartei. Die FH-Dozentin nimmt für die FR die Webseiten unter die Lupe. Darmstadt · Die Wähler haben mit dem neuen hessischen Wahlrecht mehr Einfluss auf die Zusammensetzung des Stadtparlamentes bekommen, weil sie Bewerbern mehrere Stimmen geben und sogar Kandidaten unterschiedlicher Listen ankreuzen können. Die Darstellung der Bewerber im Internet überzeugt die Dozentin für Online-Journalismus, Barbara Simon, aber nicht immer. Umständliche Kandidatensucherei Die SPD macht es den Wählern nicht leicht, Bilder ihrer Kandidaten und weitere Informationen zu finden. Die User müssen viermal klicken, um in das Untermenü zu kommen. Das ist viel zu umständlich gemacht, sagt Simon. Die Sozialdemokraten haben die Liste in Fünferblöcke aufgeteilt. Man kann sich die Kandidaten aber auch nach Stadtteilen oder alphabetisch anzeigen lassen. Wer sich durch alle Ebenen klickt, sieht ein Passfoto und erhält Auskunft über politische Funktionen, Vereinsmitgliedschaften, Hobbys sowie politische Schwerpunkte. Die CDU präsentiert ihre Kandidatenliste ebenfalls nicht in einem Stück, sondern in Untermenüs für je 15 Plätze. Bei einem Klick erscheint die Teil-Liste mit Bildern. Ich sehe die Kandidaten gleich und erfahre einige Dinge, lobt Simon. Die Texte seien allerdings oft nichts sagend Da fehlt ein bisschen der Pep. Spitzenkandidat Rafael Reißer wird mit dem Satz zitiert, dass er für eine pragmatische und effektive Sozial- und Jugendpolitik stehe. Das könne man in jeder Stadt schreiben, kritisiert die Medienexpertin: Hier wie auch in anderen Texten fehlt der Darmstadt-Bezug. Liste mit Lebensläufen Die Grünen bieten dagegen eine Gesamtübersicht ihrer Kandidaten an. Die User können Namen anklicken und sehen dann Bild und einen Text. Wer am Bildschirm scrollt, sieht, dass die Fotos unten an die Übersicht angehängt sind. Daran hat Simon wenig auszusetzen. Die Texte über die Kandidaten seien oft wie ein Lebenslauf geschrieben und ziemlich langweilig. Das müsste etwas phantasievoller sein. Ich will mehr erfahren. FDP versteckt ihre Kandidaten Wer für die FDP ab dem vierten Platz kandidiert, ist auf der Webseite nicht sofort ersichtlich. Die Spitzenkandidaten Ruth Wagner, Dierk Molter und Leif Blum erscheinen prominent auf der Startseite, der liberale Rest ist in einem Untermenü versteckt. Einen eigenen Button gibt es nicht. Wer die Übersicht dennoch findet, erfährt wenig. Man sieht nur eine Namensliste ohne Bild oder weitere Informationen, kritisiert Simon. Linke mit Einheitsfotos Die Präsentation der Kandidaten der Linkspartei ist userfreundlich. Sie sind in dokumentarischem Schwarz-Weiß fotografiert: Das sieht sehr einheitlich aus, lobt Simon. Wer auf ein Bild klickt, erhält zusätzliche Informationen zu den Kandidaten. Zugleich erscheint auf der linken Seite des Bildschirms die Liste mit den Namen der Politiker. Die User können zwischen Bildern und Liste hin- und herklicken und müssen sich nicht erst umständlich durch Untermenüs durchkämpfen. Bei den Texten könnte natürlich ein bisschen mehr kommen, sagt Simon. Kleine Bilder bei der WASG Die Wahlalternative WASG präsentiert ihre Kandidaten in einer Gesamtübersicht, die aus einem Bild und einen Zitat besteht. Das sei nicht wirklich überzeugend, findet die FH-Dozentin: Die Bilder sind einfach zu klein. Die Bilder der Uffbasse-Kandidaten sind auf der Startseite ebenfalls
winzig. User können sie per Mausklick vergrößern. Der Informationswert
der dabei stehenden Texte ist sehr gering. Uffbasse präsentiert die vier
Spitzenkandidaten um Fraktionschef Jörg Dillmann zudem in Anspielung an
den Spielfilm Matrix als Uffbasse reloaded. Als Blickfang gedacht, sei das
aber wenig originell. „Matrix wurde schon x-mal zitiert. Nur wenig
informativ ist auch die Kandidatenliste der Gruppierung Uwiga. Nur die
Kandidaten auf den ersten zehn Plätzen werden mit einem Foto und einem
kurzen Text vorgestellt. 08.3.2006 Frankfurter Rundschau |
Dillmann will mehr als SpaßDer Spitzenkandidat von Uffbasse spürt mehr Verantwortung Darmstadt · „Spaßpartei? Das weise ich weit von mir!“ Jörg Dillmann und seine Wählergemeinschaft Uffbasse (Unabhängige Fraktion freier Bürger, aufrecht, spontan, subkulturell, eigenwillig) werden oft in diese Ecke gestellt. Grund ist das unkonventionelle Auftreten des Spitzenkandidaten Dillmann. Als er im Frühjahr 2005 zur Wahl des Darmstädter Oberbürgermeisters antrat, ließ er sich für das Wahlplakat in Star-Wars-Manier ablichten – in eine Kutte gehüllt, ein Laserschwert in den Händen. Slogan: „Die Rückkehr des
Jödi-Ritters.“ Das brachte ihm in der Bildzeitung die Schlagzeile ein: „Deutschlands schrägster OB-Kandidat.“ 21.2.2006 Frankfurter Rundschau |
Hauchdünne Mehrheit stimmt für den SchulentwicklungsplanStrittige Vorlage passiert die Stadtverordnetenversammlung / Stadtteilschule Arheilgen wird Integrierte Gesamtschule Nur weil sich Stadtverordnete der kleinen Fraktionen der Stimme enthielten, fand der Schulentwicklungsplan im Stadtparlament eine Mehrheit. Stadträtin Daniela Wagner warf dem Ministerium „Kommunalwahlkampf durch die Hintertür“ vor. Darmstadt · Eigentlich waren alle Argumente ausgetauscht: Schon im Vorfeld hatte der Schulentwicklungsplan der grünen Stadträtin die Gemüter erhitzt, hatten Lücken und eine fünfmonatige Überschreitung der Abgabefrist beim Land die Opposition in Harnisch gebracht. In der letzten, elfstündigen Marathon-Sitzung des Parlamentes vor der Kommunalwahl beherrschte das Thema abermals für Stunden die Tagesordnung. |
Opposition gescheitertKein Verfahren gegen Stadträte |
Keine Mehrheit für das BürgerbüroOpposition kritisiert den Vorschlag von OB Hoffmann für die Heimstättensiedlung / Erneute Debatte im FebruarDie Abstimmung über ein Bürgerbüro in der Heimstättensiedlung endete am Donnerstagabend überraschend mit einer Schlappe für OB Walter Hoffmann: Weil Stadtverordnete von SPD und Grünen im Foyer waren, erhielt der Antrag von Offenes Darmstadt eine Mehrheit, das Vorhaben zu vertagen. Erst den Bedarf analysieren Redner der Opposition kritisierten das Konzept als zu vage. „Hier wird eine Hand geschaffen, die ohne Kopf nicht funktioniert“, sagte Birgitta Bischoff (Offenes Darmstadt), die sich seit langem für ein zentrales Bürgerbüro in Darmstadt einsetzt. Sie forderte eine grundlegende Bedarfsanalyse, welche Art der Bürgerbeteiligung erforderlich ist und wie die Wünsche der Darmstädter am besten umgesetzt werden können. Fraktionskollege Michael Siebert erinnerte daran, dass bereits der Haupt- und Finanzausschuss die Vorlage wegen offener Fragen einstimmig vertagt hat. „Wo ist die Not, das nicht bis Februar im Konsens klären zu können.“ Otti Geschka (CDU) sagte, ihre Fraktion sei im Grundsatz für den Vorschlag von Hoffmann. „Sie müssen die Dienstleistung aber so anbieten, dass Bürger sie auch nachfragen.“ Dazu gehöre etwa, Bürozeiten außerhalb der üblichen Arbeitszeiten anzubieten. |
Zweitens hat er sich auch durch die Kampfbabbler im Tollhaus der Stadtverordnetenversammlung nicht entmutigen lassen etwas zu bewegen und den Etablierten, die ja fast eine großen Koalition darstellen immer wieder auf die Finger geklopft. Zum Dritten sorgt er durch seine Kandidatur dafür dass viele Leute, die mit Politik und erst recht mit Kommunalpolitik längst abgeschlossen haben, sich wieder mehr auf regionaler Ebene engagieren. Man sollte das nicht als Protestwählertum abtun weil da garantiert mehr Überzeugungswähler am Start sind als bei den arrivierten „Taktierern“, die das kleinere Übel schon für erstrebenswert halten. Leider kann ich persönlich den JöDi ja nicht wählen weil ich schon seit längerem nur noch meinen zweiten Wohnsitz in DA habe aber ich werde auf jedenfall dafür sorgen, dass alle in Berlin lebenden Exil-Darmstädter sich ihre Briefwahlunterlagen anfordern und die einzig wahre Wahl treffen. UFFBASSE DILLMANN WÄHLEoder kann ich vielleicht mit meinem zweiten Wohnsitz hier doch wählen? Dann komm’ ich!" Timon Ruhemann Musiker, DJ, Darmstädter Proberaumorganisator und Mitgründer des 1. Darmstädter SK8 und BMX eV.1991 www.timriddim.de & www.safesane.de |
JÖDI (Jörg Dillmann): Oberbürgermeisterkandidat für Darmstadt!!!Interview aus „Wir. Das Regionalmagazin“, die Fragen stellte W. Christian Schmitt. Name, Beruf, Wohnort? Was wollten Sie als junger Mensch werden – und was als älterer erreichen? Was verstehen Sie persönlich unter „sozialem Verhalten“? Worauf sind Sie stolz? Was sollte an jenem Ort, an dem Sie leben, (noch) verbessert werden, damit Sie sagen können: Hier ist das Leben lebenswert? Welche Vorbilder, Ideale haben Sie (noch)? Was bedeutet Ihnen Heimat/zu Hause? Was verabscheuen Sie (am meisten)? Wie soll diese Gesellschaft strukturiert/ beschaffen sein, in der Sie/man sich auch im Jahr 2010 und danach wohlfühlen kann? Wie lautet Ihr Lebensmotto?
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Vier Fragen an sechs Kandidaten,diverse Artikel vom 25.2.05 aus dem DA-Echo an alle Kandidaten, hier nur die Antworten vom JöDi Warum sollen die Darmstädter gerade Sie zum Oberbürgermeister wählen? Was sind, wenn Sie gewählt werden, Ihre ersten drei Amtshandlungen? Haben Sie bei 100 Millionen Euro Defizit im Etat die Chance auf eigene Akzente? Was hat OB Benz in seiner Amtszeit richtig, was hat er falsch gemacht? |
Streitgespräch: Jörg Dillmann versus Wolfgang GehrkeInterview
aus der Frankfurter
Rundschau vom 5.2.2004. Das Interview führten Gert
Blumenstock und Klaus Kühlewind
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Opposition gescheitertKein Verfahren gegen Stadträte |
Keine Mehrheit für das BürgerbüroOpposition kritisiert den Vorschlag von OB Hoffmann für die Heimstättensiedlung / Erneute Debatte im FebruarDie Abstimmung über ein Bürgerbüro in der Heimstättensiedlung endete am Donnerstagabend überraschend mit einer Schlappe für OB Walter Hoffmann: Weil Stadtverordnete von SPD und Grünen im Foyer waren, erhielt der Antrag von Offenes Darmstadt eine Mehrheit, das Vorhaben zu vertagen. Erst den Bedarf analysieren Redner der Opposition kritisierten das Konzept als zu vage. „Hier wird eine Hand geschaffen, die ohne Kopf nicht funktioniert“, sagte Birgitta Bischoff (Offenes Darmstadt), die sich seit langem für ein zentrales Bürgerbüro in Darmstadt einsetzt. Sie forderte eine grundlegende Bedarfsanalyse, welche Art der Bürgerbeteiligung erforderlich ist und wie die Wünsche der Darmstädter am besten umgesetzt werden können. Fraktionskollege Michael Siebert erinnerte daran, dass bereits der Haupt- und Finanzausschuss die Vorlage wegen offener Fragen einstimmig vertagt hat. „Wo ist die Not, das nicht bis Februar im Konsens klären zu können.“ Otti Geschka (CDU) sagte, ihre Fraktion sei im Grundsatz für den Vorschlag von Hoffmann. „Sie müssen die Dienstleistung aber so anbieten, dass Bürger sie auch nachfragen.“ Dazu gehöre etwa, Bürozeiten außerhalb der üblichen Arbeitszeiten anzubieten. |
Grüne wählen Fraktionsvorstand auf die SpitzenplätzeKreismitgliederversammlung nominiert Kandidaten für die Kommunalwahl im März / Kritische Töne nur von Jürgen BarthBrigitte Lindscheid und Jochen Partsch führen die Liste der Grünen für die Kommunalwahl im Frühjahr an. Beide Spitzenkandidaten sprachen sich dafür aus, die rot-grüne Koalition fortzusetzen. Darmstadt · „Die grüne Truppe hat in dieser Wahlperiode viel erreicht“, sagte die 44 Jahre alte Lindscheid in ihrer Bewerbungsrede. Das sei für sie die Motivation weiterzumachen. Man könne in Darmstadt etwas bewegen, wenn man sich engagiere. Lindscheid, die derzeit stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist, wertete die Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner SPD als „manchmal stressig, aber auf der richtigen Linie für die Stadt“. Deshalb sei sie dafür, die Koalition fortzusetzen. In der Verkehrspolitik bezog Lindscheid eine klare Position: „Wir sind nicht der Meinung, dass man jedes Auto in die Stadt lassen und die Innenstadt mit Parkplätzen vollpflastern muss.“ Lindscheid hatte ebenso wenig einen Gegenkandidaten wie der Fraktionsvorsitzende Jochen Partsch (43). Partsch wurde allerdings heftig von Jürgen Barth kritisiert, der trotz seines Ausschlusses aus der grünen Fraktion und seinem Wechsel zu Uffbasse noch Mitglied der Ökopartei ist. „Die Grünen haben ihr Profil verloren“, sagte Barth. Die Partei habe im Streit über die Oetinger Villa das Vertrauen der Jugendlichen eingebüßt und sei bei der freien Kulturszene unglaubwürdig geworden. Partsch widersprach: „Ohne uns wäre die Oetinger Villa seit langem nicht mehr für die Jugendlichen nutzbar.“ Die Grünen hätten zudem einen Weg gefunden, um die hauptamtliche Stelle im Theater Mollerhaus zu sichern. Partsch warf Barth vor, mit Empörung und Skandalisierung Politik machen zu wollen. Der grüne Fraktionsvorsitzende räumte ein, dass die Grünen oft wenig öffentlichkeitswirksam agierten. „Wir machen ergebnisorientierte Politik und sind nicht darauf aus, schnelle Schlagzeilen zu produzieren.“ Für ihn sei Politik das geduldige Bohren dicker Bretter. Partsch konnte sich eine Spitze gegen OB Walter Hoffmann (SPD) nicht verkneifen, dessen Slogan im Wahlkampf lautete: „Darmstadt gemeinsam bewegen“. Partsch sprach sich für die Fortsetzung der rot-grünen Koalition aus, deren Politik die Grünen maßgeblich mitbestimmt hätten. „Wir bewegen die selbst ernannten Beweger.“ SPD und Grüne hätten gute Chancen, die Kommunalwahl zu gewinnen. Bis Platz vier traten die Bewerber ohne Gegenkandidaten an. Eine Kampfkandidatur gab es erstmals um Platz fünf. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Iris Bachmann konnte sich gegen die ehemalige Leiterin der Darmstädter Verbraucherberatung, Gabriele Beckers, durchsetzen. |
Am 04.März erschien in der Frankfurter Allgemeine Zeitung folgender Artikel von Peter Zitzmann: |
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Mit Las Woogas die Stadt retten "Uffbasse" gibt politischem Spieltrieb mit "Gambling City" nach |
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DARMSTADT. Wo Phantasie politisches Programm ist, wo unkonventionelles Auftreten, wilde Tätowierungen und hintersinnige Sprüche Farbe in die kommunalpolitische Routine bringen, heißt es aufpaasen: Da ist "Uffbasse" am Werk. Die mit zwei Mandatsträgern in der Stadtverordnetenversammlung vertretene Gruppe aus der Alternativszene hat jetzt in einer vor allem von der eigenen Klientel besuchten Veranstaltung im ganz konventionellen Justus-Liebig-Haus dargelegt, wie sie Darmstadt aus einer selbstverschuldeten Finanzmisere retten will: Las Woogas heißt das Zauberwort, eine Symbiose des Darmstädter Woogs und des amerikanischen Spielermekkas Las Vegas. Die großen Darmstädter Projekte wie Wissenschaftszentrum, Schulbausanierung, Theatersanierung, Ankauf der "Knell", Landesgartenschau, Stadionsanierung und nicht zuletzt eine Beteiligung an den Olympischen Spielen haben die Alternativpolitiker zu einem Finanzierungsbedarf von 437 Millionen Euro hochgerechnet. Deshalb, so Jörg Dillmann, der Vorsitzende der Zwei-Mann-Fraktion, könnten | nur ungewöhnliche Lösungen helfen. Las Woogas soll die Wissenschaftsstadt zur "Gambling City" machen und mit einem Spielcasino sichere Erträge sichern. So unkonventionell wäre dieser Gedanke ja nicht, ist er doch vielerorts zur ganz realistischen Einnahmequelle geworden. Doch der Realisierungsvorschlag sorgte in der halbwegs verschreckten Aufpasser-Runde für befreites Gelächter: Einen für 20 Millionen Euro zu erwerbenden Flugzeugträger will "Uffbasse" im Woog plazieren und zum Casino machen. So den Rahmen erdacht, treibt die spielerische Phantasie ihre Blüten: Cargo Lifter könnte das Schiff mit Zeppelinen anliefern, Besuchereintritt, Gastronomieerträge und Glücksspielgewinne würden trotz der Spielbankabgabe an das Land Jahr für Jahr ein Plus von 280 Millionen Euro erbringen. Die Anhänger der Sponti-Politiker nahmen den Beweis für deren politische Daseinsberechtigung in der Stadtverordnetenversammlung als gelungen Eulenspiegelei jedenfalls heiter und gelassen. |